Journalist und Volksredner.
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Geheimniß der illustrierten Litteratur und ihres geschäftlichenErfolges. Ich habe immer meinen Freunden geraten: wenn Ihretwas auf den Tisch des Hauses niederzulegen habt, wartet bisIhr mit Eurer Rede zu Ende seid. Wenn dann uach Euch einervon der andern Seite dran kommt, hat er gegen die Zerstreutheitder Beschauenden anzukämpfen.
Das sind so etliche von den Erfahrungen, die ich mir imLaufe der Jahre aus der Beobachtung an mir selbst und ananderen gesammelt habe. Sie greisen hier dem Gang der Dingevor, aber da ich keine Schlachten und keine Romane zu erzählenhabe, so kommt ja nichts daranf an, ob ich früher oder später er-zähle, was zur Aussprache einigermaßen geeignet scheint. Ichbin auf das Thema gekommen, als ich meiner ersten im heftigenAffekt vollbrachten rednerischen Ausbrüche Erwähnung that. VonMethode war damals so wenig dabei wie von Vorbereitung.Während des ersten Abschnittes meines öffentlichen Auftretens inden Jahren Acht- und Neunundvierzig habe ich mir wohl nicht eineinziges mal eine schriftliche Notiz über das gemacht, was ichsagen wollte. Und doch habe ich wohl in keinem Zeitraum so vielkurze und lange Reden gehalten wie damals. Aber ich war sovoll von meiner Sache, so unbesorgt wegen des äußerlichen Ge-lingens, auch so fern von der Ueberlegung, daß es hier Knnstzu verwenden gäbe, so von der eilenden und drängenden Zeithingerissen, daß immer nur der Augenblick den Anstoß gab, unddann auch Inhalt und Form lieferte. Es war eine sonderbareVerbindung zweier Gegensätze: ein überaus entzündliches Tem-perament und ein scharf kritisches Verhalten. Beides vereintsollte mir auch zu dem ersten großen Erfolg den Weg bahnenund für meine ganze Zukunft entscheidend werden.
Stadt und Land wimmelten Ende März von Komitees, vonVersammlungen, von Proklamationen, Aufrufen und allem, wassonst zu einer plötzlichen Eruption friedlichen Thatendrangesgehört.
Im Anfang machte sich alles lustig. Aber bald nahmen dieDinge eine etwas philisterhafte Wendung.
Ich fing an, mit dem in Mainz improvisierten Bürgerkomiteeunzufrieden zu sein, namentlich weil es gegen den Unfug der
Bambergers Erinnerungen.