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Journalist und Volksredner.
Bismarck , dem nichts brauchbarer erschien, als ein Be-siegter mit bösem, aber elastischem Gewissen, war daher auch als-bald geneigt, Varubüler zu Guadeu aufzunehmen. In Versailles sagte er mir, man thue iu der Presse Varnbüler unrecht, jener sei garnicht abgeneigt, sich der deutschen Sache anzuschließen, und manmüsse ihn ermuntern. Er übte immer die Weisheit des Diktnms:risll ll'aiZuiss Is Zövouswsllt cowws un Pku cls äsvousinsvt.Sein Verdacht richtete sich vielmehr gegen andre widerspenstige Ein-flüsse, die auf den Stuttgarter Hof einwirkten, insbesondre gegenden Kriegsminister Herrn von Gasser und uoch mehr gegen dessenFrau, die er mir als den Mittelpunkt österreichischer Intriguenbezeichnete. Dem vlisroks? Ia ksrams war er bekanntlich auch ampreußischen Hof nicht abgeneigt.
In Varnbüler hatte er sich nicht geirrt. Dieser warklug genng, sich auf die Seite des Starken zu stellen und sogarBismarck im Laufe der Begebenheiten für seine eigenen An-sichten zu gewinnen. Varnbüler trug nicht wenig zur Umkehrin der deutschen Handelspolitik des Jahres 1878 bei und über-nahm die Führnng des schntzzöllnerischen Feldzngs im Reichstagmit großer Geschicklichkeit. Er und Bismarck waren sehr wohlgeeignet, sich gegenseitig zu würdigen und zu verstehen, und es istgar nicht zu verwundern, daß der Mann, welcher einst gesagthatte: „lieber französisch als preußisch", zuletzt ein schwärmerischerAnhänger des Kanzlers wurde. Er war übrigens ein überzeugterProtektionist, ausgewachsen in den alten Vorstellungen der mer-kantilistischeu Schule, die jetzt wieder für neneste Evolution aus-gegeben werden. Er war sehr schlau und beweglich, dabei nichtsweniger als ein Fanatiker, von liebenswürdigen Formen und ge-neigt voll vorurteilsfreien Humors, sich mit dem dazu qualifiziertenGegner zu vertragen. Trotzdem wir in dem heißen Kampf jenerTage geradezu Antipoden waren, habe ich persönlich immer einangenehmes Verhältnis zn ihm gehabt. Er war eben durch uuddurch ein Mann von Welt, und wenn seine Bonhomie auch uurMethode war, so entsprang sie doch auch wieder der wärmerenTemperatur, welche den süddeutschen Adel so viel menschlichermacht, als den des deutschen Nordens, und namentlich Preußens.
Der Sommer 1848 war in der Natur einer der schönsten,