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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Drittes Kapitel.

verspricht Herr Edgar Bauer als erstes und letztes seiner politischenWeltanschauung seinen Proletariern eine vierzehntägige Plünderung vonBerlin . Daß diesen Genies die Demokratie und all ihr Streben einhöchst lächerliches Treiben ist, daß ihnen zwischen Wrangel nnd Republikkein Unterschied existiert, versteht sich von selbst."

Der demokratische Kongreß war in seinem ganzen Verlauffür andre als die Teilnehmer und ihre nächsten Freunde kaumbemerkt vorübergegangen. Die theoretischen Katzbalgereien, wennauch als obskures Vorspiel künftiger Entwicklung interessant,traten zurück hinter den großen Schlägen, welche gleichzeitig denTodeskampf der ganzen achtuudvierziger Episode eröffneten; inBerlin die Vergewaltigung der Nationalversammlung, in Wien die Niederlage des Aufstandes mit ihren drastischen Argumenteng.6 kowinöiii, den gegen die Teilnehmer vollstreckten kriegsgericht-lichen Todesurteilen.

Am entsetzlichsten schlug die Nachricht von der ErschießungRobert Blnms ein. Niemals habe ich die Menschen so furchtbarüberrascht und ergriffen gesehen, als in jenen Tagen. Sie wolltenes wirklich nicht glauben, daß so etwas möglich sei. Eine soblutige Justiz an eiuem so geliebten und illustren Opfer hattediese Zeit noch nicht erlebt, wenigstens in Deutschland . Nach denErhebungen in Baden, nach dem Septemberaufstand in Frankfurt waren Todesurteile nicht gefällt worden. Schrift und Wort undVersammlungsfreiheit lebten immerhin noch in solcher Ungebnnden-heit, daß in einer Art harmlosen Sicherheitsgefühls anch das Unter-liegen im Kampf gegen die militärische Gewalt nicht als ein mitder äußersten Konsequenz der Wiedervergeltung bedrohtes Ver-gehen angesehen ward. Im besondren Fall trug der Wahn, daßein Mitglied des deutschen Parlaments unantastbar sei, noch dasSeinige dazu bei, den Gedankengang uuvorbereitet auf dieseTragik zu finden. Dazu kam die gewaltige Popularität desOpfers. Es war wenigstens Zeit und Umständen nachkeine zu starke Übertreibung, wenn ich in meiner Rede auf seinenTod damals sagte:

Nie war ein Mann mehr geliebt vom Volke. Zehn Meilen in derRunde, wo man ein Fest begehen, wo man eine Versammlung abhaltenwollte, fragte jedes Kind:Kommt Robert Blum ?" Und sein Name