Drittes Kapitel.
Es ist unter der dritten Republik vieles geschehen, was ausdem Geheimnis, daß das Provisorische in Frankreich leichter er-tragen wird als das Definitive, sich erklären läßt. Allein darüberkann ebenfalls nach den Lehren der Erfahrung kein Streit sein,daß es die leibhaftige bonapartistische Legende war, welche dieWahl vom 10. Dezember 1848 gemacht hat. Thiers undBeranger, welche der Ära des Imperators den liberalen Farben-schmuck der Trikolore geliefert, hatten richtig in der „Volksseele"gelesen. Zur Zeit des zweiten Kaisertums mußte der Sängerder „Louvsmrs ?supls" Rede stehen, weil er durch seinePoetisiernng die neue Knechtschaft heraufbeschworen, und seinePopularität erlitt damals einen nicht mehr verwundenen Stoß.Aber die Bauern, welche 1848 den neuen Kaiser wählten, warennicht durch den Dichter verführt. Er hatte nur richtig in ihrerSeele gelesen, als er sang:
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Ns oollllsitra. plus «i'autrs bistoirs.
Es hat, wie wir in den neuesten Zeiten erlebten, nichtfünfzig, sondern achtzig Jahre lang vorgehalten.
Ende Achtundvierzig stieg, wie ich aus meinen Leitartikelnsehe, auch schon der Gedanke des russisch-französischen Bündnissesauf. Aber der Glaube an die französische Demokratie, der durchdie Wahl des 10. Dezember eine so schwere Enttäuschung erlittenhatte, sträubte sich auch gegen diesen Gedanken.