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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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168 Drittes Kapitel.

Natürlich war er darin als zerknirschter und gebrochenerSünder hingestellt, der in Verzweistnng über seinen verhängnis-vollen Mißgriff, sich zum Schluß ein Leids anthut. Und jeden-falls habe ich nicht geirrt, als ich damals schrieb:Ob einKaiser gemacht wird, oder nicht: alles Positive ist unmöglich.Es giebt gar nichts, was die Nationalversammlung noch thnnkann. Vor ihr liegt das reine Nichts. Es giebt, was sie immerbeschließe^ möge, keinen preußischen Kaiser." Allerdings auchdieKreuzzeitung " hatte recht, als sie damals schrieb:Schonhängt das Gebäude der Paulskirche in einem Winkel vonneunzig Grad. Viele fürchten sich vor dem Einsturz, weil darausein Ausstand in Südwest-Deutschland hervorgehen könnte, alleinein nicht allzugroßes preußisch-österreichisches Armeekorps dürftehinreichen, um die friedliche Eroberung des südwestlichen Deutsch-lands zu stände zu bringen."

Die Aufregung in Südwest-Deutschland , ans welcher etwazwei Monate später der angekündigte Aufstand hervorgehen sollte,begann bereits in diesen Tagen sich zu zeigen. Ueberall verlangteman nach Volksversammlungen. In einem Erlaß:Der Haupt-ort des Bezirksverbandes von Rheinhesfen und Kreuznach an diesämtlichen Demokratenvereine des Bezirks" erklärt derselbe:Es liegen uns eine Reihe von Einladungen zur Mitwirkungund zum Besuch von Volksversammlungen in unserem Bezirk vor,denen wir nachzukommen durchaus nicht im stände sind, teilsweil mehrere Einladungen auf einen Tag zusammenfallen, teilsweil Einladungen wiederum anf Tage lauten, an denen wirbeschlossener- oder zugesagtermaßen anderwärts beschäftigt sind".Dann wird auf einen ausgearbeiteten Plan für alle Versamm-lungen hingewiesen. Daraus gewinnt man am besten ein Bildder Aufregung, die sich der öffentlichen Meinung bemächtigte indem Maße, als die Katastrophe in Frankfurt näher rückte.

Am 28. März zeigte infolge des Beschlusses, das preußischeKaisertum einzusetzen, Erzherzbg Johann an, daß er das Amt desReichsverwesers niederlegen werde.

Es war in der That nicht zu verwundern, daß Hohn uudUnwille losbrach über die Politiker, welche im grellsten Gegensatz