Journalist und Volksredner.
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angenommen. An vielen Orten hatten bereits die Gemeinde-vertretungen Geldmittel und Geldsammlungen für Bewaffnung an-geordnet. In Mainz bildete sich ein Franenhilfsverein für diePflege der Verwundeten aus sehr ehrbaren Damen.
Der Bericht vom 7. Mai war der letzte, den ich in der„Mainzer Zeitung" schrieb. Einige Tage darauf ging ich mitdem rheinhessischen Hilfskorps in die Pfalz . Mein Name figu-rierte noch eine Zeitlang für die verantwortliche Redaktion amSchluß des Blattes. Dann gesellte sich wieder der von KarlBölsche dazu. Am 8. Juni verschwand mein Name, und Bölschewar wieder allein Redakteur wie vor dem März 1848.
Noch einmal beschäftigte sich die Öffentlichkeit mit mir indiesen letzten Tagen. Zitz hatte seit einiger Zeit, angewidert vonder Fruchtlosigkeit der Frankfurter Verhandlungen, sein Mandatniedergelegt. Die Darmstädter Regierung machte keine Miene,die Nachwahl anzuordnen. Obwohl bei dem sichtbaren nahenEnde diese Sänmnis nicht unnatürlich war, erregte sie in unsremdemokratischen Lager doch Unwillen. Und da man in jenen Tagenimmer mehr zur Selbsthilfe zu greifen sich gewöhnte, so beschloßdie Partei, die Ersatzwahl auf eigne Faust auszuschreiben. EinAusschuß konstituierte sich dazu, an dessen Spitze höchst ehrenwerteund gesetzte Bürger standen. Da die Wahl eine indirekte warund der Körper der Wahlmänner noch bestand, so war die Sacheziemlich einfach. Das darmstädtische Ministerium erließ ein Ver-bot gegen das Vorgehen, indem es dasselbe als Anmaßung einesAmtes mit einem Paragraphen des Strafgesetzes bedrohte. DerWahlvorstand erließ eine, in Lapidarfchrift gedruckte Gegen-erklärung, daß er in seinem Rechte sei uud von der ministeriellenVerwarnung keine Notiz nehme. Die Wahl ward auf den12. Juui ausgeschrieben. Von den 196 Wahlmännern erschienen163, und 158 derselben stimmten für mich. Ich war also, aller-dings in tumultuarischer, zweifelhafter Form, aber doch von derMehrheit der Körperschaft, gewählt.
Die Wahlakten wanderten zum Rumpfparlament nach Stutt-gart und, wie dessen Präsident, Löwe-Kalbe, mir später mitteilte,sind sie dem Archiv einverleibt worden, das, wenn ich nicht irre,
Bcimbergers Erinnerungen.