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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
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Drittes Kapitel.

bei hundertfünfzig Anwesenden. Ein Antrag von Moritz Mohl ,auf Errichtung einesParlamentsheeres" (etwas spät), blieb inder Minderheit.

Die Bewegung in Deutschland entsprach diesen schmerzlichenZuckungen. Sie charakterisierte sich zum Teil darin, daß dieParteien, welche bis dahin einander entgegengestanden hatten,sich vereinigten, um für die Verfassung einzutreten. So war esin der oben geschilderten Versammlung in Bingen geschehen.Anch die Zahmen wurden von dem Gedanken einer bewaffnetenVerteidigung ergriffen. Neunundzwanzig deutsche Regierungenhatten die Verfassung anerkannt, und man wähnte, sich noch aussie stützen zu können.

Vom Ausland kamen gleichfalls die Botschaften, welche dieNiederlagen der nationalen Bewegungen verkündeten. Die bona-partistische Republik vertrieb die Scharen Garibaldis aus Rom ,und der russische Kaiser schickte seine Truppen nach Ungarn .

Der Unmut über die grenzenlose Enttäuschung brachte bereitsin den ersten Maitagen an vielen Punkten, auch in Deutschland ,vielfache Aufstände zum Ausbruch. Der bedeutendste vollzog sichin Dresden, andere am Rhein, besonders in Elberfeld undDüsseldorf. In der Pfalz bereitete sich eine Art provisorischerRegierung vor. Dieselben Männer, deren Hilferuf uns von Mainz in den Pfälzer Aufstand hineinziehen sollte, traten schon anfangsMai zusammen und bildeten einen Landesausschuß zur Verteidi-gung der Verfassung mit dem Sitz in Kaiserslautern . In Badengärte es besonders im Oberlande von nenem. In Rheinhessen drängte eine Versammlung die andre. Am 7. Mai beschloß dieRedaktion derMainzer Zeitung", täglich zwei Ausgaben zumachen, weil der Drang der Begebenheiten von Stunde zu Stundezunahm.

Die Zeit der Leitartikel war vorüber. In der Nummer vom7. Mai berichtete ich über eine große Versammlung, die am 5.in Oppenheim stattgefunden hatte. Zitz hatte präsidiert. DasVaterland wurde in Gefahr erklärt. Ich beantragte, daß nichtmehr die Frage, ob für die Verfassung einzusteheu sei, sondernnnr das Wie? zur Beratung gestellt werde. Das wurde auch