Briefwechsel mit der Braut. 183
blitzte, führte mich der Zufall auch wieder mit der Geliebten zu-sammen, und — das Ende vom Lied war eine neue Befiegelungdes alten Verhältnisses, stürmischer als je zuvor. Das geschahan jenem 6. März, an welchem der Großherzog in Darmstadt seinen getreuen Hessen alle die berühmten Errungenschaften be-willigt hatte.
Zwei Tage später, an dem Abend, wo die Stadt in einemLichtmeer von Illumination und in Enthusiasmus schwamm, wan-derten wir Arm in Arm durch die Straßen und standen schrägunter dem Balkon des Theaters, von dem Zitz herab der Freiheitewige Treue schwor. Es sollte mir noch manchmal später be-gegnen, daß meine innersten Herzensschicksale sich mit politischenBewegungen in eins verschmolzen, im Guten, wie im Schlimmen,wie sie sich in den Besitz meines ganzen Fühlens teilten.
Dann kamen meine ersten öffentlichen Erfolge und meinEintritt in die Redaktion der „Mainzer Zeitung". Sie gabenmir zum erstenmal den Halt eines gewissen Glaubens an meineLeistungsfähigkeit, und als ich nun anch sofort von der „MainzerZeitung" mit einem Gehalt von ganzen achthundert Gulden imJahr angestellt wnrde, war der Beweis geliefert, daß ich mit derZeit sogar aus eignen Kräften einen Haushalt würde bestreitenkönnen. Denn ein Sprnng von nichts zu obiger Summe wardamals sür mich etwas ganz Unerhörtes.
In einem Briefe vom 24. März, an die wieder zu ihremVater nach Alzey Zurückgekehrte, die ich erst von damals an vorder Welt und der Familie als meine Braut behandelte, obwohlwir uns nie förmlich verlobt hatten und es auch später niemalsnachholten, schilderte ich die Eindrücke jener ersten vierzehn Tageeiner vits, unovs,.
„Ich lebe im Sturmschritt der Beschäftigungen. Aber es istmir eine große Genugthuung, daß die erste Sache, die ich leicht-sinnig anpackte, mir so über alle Erwartung zu gelingen scheint.Ich habe es in vierzehn Tagen dahin gebracht, daß ein obsknresWinkelblättchen allgemeine Sensation erregt. Ich habe, un-bekannter Anfänger, nach einigen Besuchen auf der Redaktion dieganze Leitung in meine Hand bekommen. Der Verleger betrachtetmich als eine vortreffliche Acqnisition. Das alles, so wenig es