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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Viertes Kapitel.

im Grunde ist, giebt mir Vertrauen, was ich vorher nicht zu mirbesaß. Gestern haben wir auch die Geldsachen geordnet. Er fragtemich, was ich wollte. Ich: Wenn sein Blatt nicht bis jetzt mitSchaden betrieben worden wäre, würde ich mich taxieren. Soaber, da er schon ohne mich zu bezahlen 400 Guldeujährlich zusetze, wolle ich mehr auf ihn als auf mich Rücksichtnehmen. Deshalb verlangte ich nur achthundert Gulden. Zabernschlug gleich ein uud sagte, er hätte mir auch tauseud Guldeugegeben, wenn ich sie verlangt hätte, denn er setze das größteVertrauen in mich. Mir ist es doch so lieber, uud ich bin un-besorgt, bei Zaberns Ehrlichkeit, daß er mir bei Besserung derSache entgegenkommen wird. Ich wollt', ich könnte schon dasGeld so verwenden, wie ich Dir's an der österreichischen Hauptwacheangedeutet habe. Und nun bist Du wieder draußen, frei! Achschreib mir doch, schreib mir Deine ganze Seele, daß ich wenigstensweiß, wie ich Dich mir denken soll. Freitag Mittag auf derRedaktion."

Sechs Tage später war ich in Frankfurt zur Eröffnung desVorparlaments. Ich hatte meinen Bericht an dieMainzerZeitung" abgeschickt (Gesammelte Schriften Band III, S. 14).Dann war ich in die Versammlung imWolsseck" gegangen,wo ich zum erstenmal mich auf eiue Rednerbühne wagte. Undins Gasthaus zurückgekehrt, schrieb ich meiner Braut. Auch dieserBrief findet sich noch in meiner Sammlung. Er ist in un-gewöhnlich großen, offenbar in heftiger Erregung hingeworfenenZügen, aus einen großen Bogen geschrieben.

Frankfurt , 30. März. Nachts Halbzwei Uhr. Ich schreibein folgender Position. Ich sitze im Bett und habe die Schiebladedes Nachttisches, die ich herausgezogen, umgestülpt als Schreibpultaus den Knieen liegen. Ich bin hente hierher gekommen für dieMainzer Zeituug". Meine Berichte über Stadt und Versamm-lung erhälst Du durch die Zeituug. Morgen iu der Paulskirche,wo die Versammlung abgehalten wird, hab ich einen guten Platz,indem ich mit vier bis fünf andren Redakteuren (auch einem vondenTimes") dicht neben der Rednerbühne an einem Tisch sitze.Heute abend habe ich in einer großen Versammlung imWolfseck"öffentlich gesprochen und 'war einer der wenigen Republikaner ,