205
Der Vater, Trubetzkoy, war katholisch und lebte mit seinerFamilie meistens in Paris . Im Winter bewohnte man eingroßes Mietshaus im Fanbourg St. Honore, im Sommer eineignes in Fontainebleau gelegenes Schloß, Bellefontaine. DieFürstin Mutter war eine sehr gebildete und intelligente Dame,die wegen wahrer oder eingebildeter Leiden ihr Leben auf derChaiselongue, in meist ernster Lektüre, verbrachte. (Ich halte dieAnklage nur eingebildeter Übel der Regel nach für verleumderisch;es giebt mehr Übel, als man sehen kann.) Sie war Freigeist,während der Gemahl bigott-katholisch war, und z. B. sich in derOsterzeit regelmäßig auf einige Wochen in ein Kloster zurückzog,um Buße zu thun.
Sie hatten große Einkünfte von ihren Gütern in Rußland und machten davon den großmütigsten Gebrauch für alles, wasin ihre Nähe kam. Ich habe nie gutmütigere Menschen gekannt,als dies Ehepaar. Sonst grundverschieden gesinnt, stimmten siein diesem Punkt aufs Schönste überein.
Hartmann war der Tochter nicht Erzieher im strengstenSinne des Wortes. Er lebte nicht im Hause Trubetzkoy, sondernganz unabhängig, vorübergehende Besuche in Bellefontaine abge-rechnet, und gab der Tochter nnr etlichen Unterricht. Aber dieganze intellektuelle Atmosphäre des Hauses staud unter dem Sterndes geistvollen und liebenswürdigen, schönen Mannes. SeineSchülerin hing kindlich an ihm, bis an ihr zu frühes schmerzlichesEude. Vater und Mutter verehrten ihn; alle Damen des Hauses,die englische Gouvernante, die zwei französischen Gesellschaftsdamenschwärmten für ihn. II 5g.isg.it I». xlais st Is dsgu tsinps. Diejunge Prinzessin, Katharina mit Namen, wuchs zu einer statt-lichen, schönen, überaus liebenswürdigen Jungfrau heran undheiratete den damaligen Prinzen, späteren Fürsten Orloff, der imKrimkrieg beim Sturm auf Silistria ein Auge verloren hatte undes unter einer Binde trug. Er wurde nach seiner Heirat mitKatharina Gesandter in Brüssel und starb als Botschafter inBerlin , wohin er nach dem französischen Krieg und dem Todeseiner Frau gesandt worden war.
Katharina war ein ungemein warmherziges uud interessantesWesen. Ihrem Reiz hatte sich selbst Bismarck nicht entzogen.