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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
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265
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Kaufmännische Lehrjahre. 265

neben der Adresse einen fürchterlichen Fettsleck. Wie er bei denmannigfachen Hantierungen, die eine aufzulösende Haushaltungbegleiteten, mit irgend einem der Küche entsprungenen Gegenstandin diese verhängnisvolle Berührung gekommen sein mochte? DiesGeheimnis ist nie entschleiert worden. Aber die Thatsache konnte einen zur Verzweiflung bringen. Eine Staatsdepeschemit einem Fettfleck auf der Adresse, das war wohl, in Friedens-zeiten wenigstens, noch nicht vorgekommen, und für einen Pseudo-Kurier, der, wie man sagt, ohnehin schon Butter auf dem Kopfhatte, war dieser Makel offenbar eine böse Zugabe. Was bliebzu thnu? Die halbe Nacht dokterteu wir, meine Fran und ich,an der schändlichen öligen Substanz mit allen erdenklichen Haus-mitteln, mit Essig und Thonerde, mit Kreide, mit Löschpapier uudheißem Bügeleisen. Ganz vertreiben ließ sich das Ungetümnicht, aber nach mehrstündiger Bemühung war das Dickste be-seitigt, und das Wagestück mußte unternommen werden. Esgelang über alle Erwartung. Die großen Staatssiegel imponiertendermaßen, daß ich nicht nur mit meiner Begleiterin unbeanstandetdie Grenze in Jenmont passierte, sondern daß auch die Douaneunsere Effekten achtungsvoll ungeöffnet ließ.

Wie atmeten wir auf, als wir wieder im Waggon saßenund, vor jeder Klippe sicher, gen Paris hin sausten.