Siebentes Kapitel.
Als wir gegen Abend uns auf den Rückweg machten, kamenmir draußen alle Menschen wie Verrückte vor.
Auf dem Heimweg gerieten wir in ein litterarisches Gespräch,und hier war es, wo Turgeniefs seine tiefe deutsche Belesenheitund sein glänzendes Gedächtnis entfaltete. Den „alten Thurm-hahn" rezitierte er uns mit seiner Silberstimme von Anfang biszu Ende.
Ich sah ihn auch nach dem Kriege noch öfter in Baden undBerlin , stand sogar einmal anf dem Sprung, ihm sein schönesHaus in Baden abzukaufen, als ich mich mit der Absichtdefinitiver Niederlassung an diesem paradiesischen Ort trng. Esspielte das im Jahre 1871.
Frau Viardot hatte nach Sedan einen Brief an die KöniginAugusta geschrieben, die sie bis dahin in Baden mit großerVorliebe in ihren Verkehr gezogen hatte. Als französischePatriotin hielt sie sich für verpflichtet, im Namen der Gerechtig-keit und Humanität, den König von Prenßen zur nunmehrigenEinstellung der Feindseligkeiten aufzufordern. Als er ihreu Er-wartungen nicht entsprach und sogar die Grenzprovinzen demDeutschen Reich einverleibte, hielt sie, wie die meisten Franzosen,dies für eine empörende Grausamkeit. Sie verkaufte ihr Hausin Baden und erklärte, nie mehr einen Fuß nach Deutschland setzen zu können. Im Lauf der Jahre legte sich übrigens ihreEntrüstung, und sie hat später noch manchen alten deutschen Freund herzlich bei sich in Paris aufgenommen.
Für Turgeniefs war nun auch der Grund seines BadenerAufenthaltes weggefallen, und er stellte sein Haus ebenfalls zumVerkauf. Im übrigen aber teilte er die antideutsche Gesinnungseiner Freundin mit nichten.
Ein merkwürdiges Gegenstück zu diesem Bilde lieferte derurechte Franzose Maxime Ducamp , ebenfalls in Baden ansässig,und kurioser Weise unter ähnlicher Konstellation.
Auch er war in engster Freundschaft mit einer feingebildetengeistreichen Dame, Madame H., verbunden, deren Gemahl, einreicher Rentier, sich in diesen Freundschaftsbund als sympathischerDritter ganz friedlich einfügte. Es war das Muster dessen, was