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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Paris .

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man UN manag« g. troi« nennt ein Verhältnis, das nach Her-kommen und stereotyper Gefühlsart als horribel oder als lächerlichangesehen wird, das aber vorurteilslos betrachtet durchausnicht das Uudiug zu sein braucht, zu dem es kritiklose Auffassungstempelt.

Ich bin der Anficht, daß ein Mann wie eine Frau zweiMenschen des andern Geschlechts zugleich sehr lieb habeu kann,wenn auch in verschiedener Weise, und daß es viel weniger Un-glück in der Welt gäbe, wenn nicht die entgegengesetzte Auffassungvon Geburt an durch die landläufige Überlieferung sich in denKöpfen festgenistet hätte.

Jedenfalls fuuktionierte der hier erwähnte Dreibund ganzvortrefflich und friedlich. Man baute sich auf gemeinsame Kostenein sehr schönes Haus tu einer der bestgelegeuen Straßen undverbrachte dort den größten Teil des Jahres.

Herr H., ein stiller freundlicher Mann, hatte eine sonderbareLiebhaberei. Er führte Buch über die Besetzung sämtlicher Offi-ziersstellen in der französischen Armee, notierte sorgfältig jedesAvaucemeut und jede Versetzung, und seine private Rang- undQuartierliste soll zuverlässiger gewesen sein, als die des Kriegs-miuisterinms in Paris.

Als ich Dueamp in Baden Ende der sechziger Jahre kennenlernte, war er schon ein starker Vierziger, und Frau H. sah ehermatronenhaft aus. Auch für Ducamp war die Jagd einer derHauptanziehungspunkte, der ihn an Baden fesselte. Er war, wieTnrgenieff, ein passionierter Jäger.

Ehe ich etwas näher auf ihn eingehe, will ich erzählen, durchwelche Jdeenverbinduug ich von der Irrenanstalt Jlleuau und vonFrau Viardots Lossagung von Baden auf ihn und Frau H. zureden kam.

Als der Krieg ausbrach, wollte sich die Familie H. uicht vonBaden trennen. Sie ergab sich wohl der Hoffnung, eiu rascherfranzösischer Siegeszug würde ihre Laudsleute zu ihuen herbei-führen. Um so schrecklicher wirkte die Reihe der auf einanderfolgenden Niederlagen. Frau H. verlor darüber den Verstand, uudDueamp mußte sich erschließen, sie nach der Anstalt von Jllenan

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