465
immer mit Spannung erwartet und bildeten nach ihrem Er-scheinen für einige Zeit das Tagesgespräch. Er hatte nur dengroßen Fehler, sehr saul zu sein. Buloz, der berühmte Heraus-geber der Revue, mußte immer dafür sorgen, daß Forcade in denletzten Tagen, wenn der Satz nicht länger auszuschieben war,womöglich in seinem Zimmer eingesperrt wurde, bis der Artikelfertig war. Er ergab sich gerne den heiteren Genüssen desPariser Lebens und ist früh gestorben. Ich verlebte einmal eineReihe angenehmer Tage mit ihm in Turin . Als die Rede aufden damaligen Papst Pio Nono kam, erzählte Forcade lachend,daß dieser in Rom für einen (Zsttatars gelte, d. h. für einen mitdem bösen Auge behafteten Unglücksvogel. Er belegte die Sachemit mehreren humoristischen Geschichten, die sie illustrierten; allesnatürlich nur zur Belustigung über diesen Aberglauben. Jedochwährend er sprach, kam es mir verdächtig vor, daß er eine Handunter dem Tisch hielt, an dem wir saßen, und als ich einen ver-stohlenen Blick nnter das Tafeltuch warf, entdeckte ich, daß ermit den zwei ausgespreizten Fingern das Zeichen der Beschwörunggegen das böse Auge machte. Ich stand kordial genug mit ihm,um aus meiner Entdeckung kein Geheimnis zu machen, und ernahm es ebenso munter auf, indem er gestand, trotz aller Frei-geisterei könne er nicht umhin, dies Zeichen der Abwehr zumachen, sobald die Rede aus solchen bösen Zanber komme.
Aberglaube ist größer als Glaube, weil er näher mit dermenschlichen Schwäche, der Furcht, verwandt ist. Die Hänser,in denen man wagt, dreizehn zn Tisch zu versammeln, sind auchim ungläubigen Berlin selten.
Ein merkwürdiges Exempel solcher Mischung von Frei-geisterei und Aberglaube waren auch mein Freund der Grasd'Alton-Shse und seine Schwester Madame Caroline Zaubert,von denen ich noch viel zu erzählen habe. D'Alton, der sich ammeisten dadurch bekannt gemacht hatte, daß er als Pair vonFrankreich bei einer Debatte über Staatsreligion in der Pairs-kammer in seine Rede die Worte einflocht: Aloi Hui vs suis mLatlioliqus nl Lln'ötisn, derselbe Mann glaubte an die lächer-lichsten Vorspiegelungen von Somnambulen und Wunderthäternaller Art, obwohl er in seinen Memoiren ausführlich erzählt, wie
BambergerS Erinnerungen, ZO