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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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Beziehungen zu Deutschland und erste Reisen ins Vaterland. 525

solches plötzlich aus Kummer entstandenen Farbenwechsels? Jeden-falls sind sie nicht so unwahrscheinlich wie das Gegenteil, dasman dem Schauspieler Ascher nacherzählte. Er sei nämlich, nachdem er lange gran gewesen, mit einem schwarzen Haupthaar er-schienen, und das Erstaunen seiner Freunde habe er mit der Be-merkung beschwichtigt:Ich habe plötzlich eine große Freude erlebt."

Von Dresden ging die Fahrt über Leipzig nach Berlin . Ichhatte Berlin seit den verhängnisvollen Oktobertagen des Jahres 1848nicht wieder gesehen. Damals waren die Straßen verödet. Jetztsah es lebendiger aus, aber vou dem stattlichen und reinlichenAnblick der Straßen und Fassaden, welche die Stadt heute bietet,war noch keine Spur vorhanden.

Die Stimmung in den mir zugänglichen politischen Kreisenwar grimmig, aber vom starken Widerstandsgeist der Oppositionauf der Höhe des Verfassungskonfliktes getragen, nicht so düsterwie damals als die Nationalversammlung dnrch Militärgewaltgeschlossen, oder vielmehr nach Brandenburg verlegt wurde.

Wir blieben übrigens nur wenige Tage, weil mein geschäft-licher Urlaub abgelaufen war; die Zeit wurde auf die Besuchebei älteren Freunden verwandt.

Des Hochsommers wegen waren die meisten Menschen, diemich interessiert hätten, abwesend. Mein Frennd Oppenheim,zu allen Zeiten ein begeisterter Berliner, machte uns die Honneursund vermittelte die Bekanntschaft mit seinem litterarischen undpolitischen Kreis. Ich erinnere mich mit besonderem Wohlgefallenan Karl Frenzel und dessen Frau, zu deuen die freundschaftlichenBeziehungen sich damals festknüpften und bis auf diesen Tagerhalten haben.

Von Berlin kehrte ich nach Paris znrück. Der Gesamtein-druck der Reise hatte dem Gedanken der Übersiedelung nach Deutsch-land neue Anregung gebracht. Selbst meine Frau, die sehr gernein Paris lebte, fing an, sich mit ihm zu befreunden. WenigeWochen nach der Rückkehr fand sich ein Anlaß, uoch eine zweiteReise nach Berlin zu machen. Dem Pariser Bankhause warenGeschäftspropositionen gemacht worden, die in letzter Instanz zueiner Beteiligung bei einem Stronsbergischen Eisenbahnnnter-