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Die Bildung der Parteien.
Die Organisation der Verwaltung und des Heerwesens über--ragte zudem die Leistungen und die Einrichtuugen der übrigeuStaaten sichtbar, und seit der Zollverein seinen Einfluß geltend zumachen suchte, wer konnte da leugnen, daß Preußeu hier dieGrundlage zu einer wirtschaftliche»! Einigung Deutschlands geschaffenhabe und daß dies auch politische Folgen haben werde? Geradedie Gegner des Zollvereins zeigten sich von dem Gefühl beherrscht,daß dieser Verein Preußen die Leitung der deutschen Politik indie Hand spielen müsse. In vvlle Wirksamkeit trat der Zollverein mit der NenjahrSnacht 1834 und bildete dann eins der wichtigstenGlieder in der Kette von Thatsachen , die iu dem Jahrzehnt zwischender Julirevolntion nnd dem Tode König Friedrich Wilhelms III. die Vorstellung weiter verbreiteten, daß Prenßen berusen sei, diedeutsche Politik in gesundere Bahnen zu leiten.
Diese Vorstellung kam besonders in der kriegerischen Be-wegung, die 1840 Frankreichs Nheingelüste nnd die dreiste Politikseines leitenden Staatsmannes Thiers erregten, in mannigfaltigerForm zum Nuödruck. Der sächsische Gesandte in Paris scheutesich uicht, in einer Unterredung mit einem anderen Diplomaten denSatz aufzustellen, daß die Mittelstaaten ganz von Preußen abhingen -sie seien dessen Satelliten, „wenn das rufe, so werde sich ganzDeutschland erheben wie ein Manu".
In ganz anderer Weise als Dahlmann und Pfizer, nicht mitso tiefen, setbstgeschöpsten Gedanken, aber mit großer Sicherheit imUrteil über die lebendigen Faktoren der Zeit und mit Erwägungen,die dem gebildeten Geschäftsmann und dem Rheinländer geläufigwnreu, begründete Hansemann in der erwähnten Denkschrift diegleichen Fordernngen. Preußen verstehe den Geist der Zeit besserals Osterreich aufzufassen und scheine bestimmt zu sein, den Ein-fluß uud die Macht Deutschlands zu heben. Preußen müsse abersein Regierungssystem zeitgemäß umgestalten, sonst werde es widerWillen in den Strudel der Ereignisse gezogen werden nnd dannin der Not des Augenblicks leicht fehl greifen. Es gelte „diewahre Nationalkraft, wie dieselbe durch den vorgeschrittenen undvorschreitenden Kulturznstand des Volkes sich gestaltet hat, formellund vollständig auszubilden, die legale Äußerung der öffentlichen