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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Vor der Revolution, 18401848.

ihre Klagen als unbegründet zurück, mußte dann aber erleben, das;ihm der rührige Harkort schon aus dem allen zugänglichen Materialden Gegenbeweis erbrachte. Er zeigte, daß 1180 Lehrer ein Ge-halt von weniger als 20 Thaler jährlich bezogen, und daß derDurchschnittsgehalt der Landschullehrerstellen 85 Thaler 19 Groschenjährlich war; 12 000 Lehrer hatten zwischen 10 Thaler bis 100Thaler, daneben dann etwa einen Neihetisch und ähnliche Bettel-bezüge, die die Lehrer erniedrigten. Zugleich zeigte er, daß eingroßer Teil der schulpflichtigen Kinder überhaupt keinen Unterrichterhielt, in der Provinz Preußen von 100 Kindern 26, in derProvinz Posen gar 39. Harkvrts Name lieh seiner Warnung er-höhtes Gewicht, aber Eichhorn wnrde nur gereizt und ließ die Notder Lehrer und der Schule ungehobeu. Man hatte kein Geld süreine genügende Abhilfe, weil man die Steuern ohne Mitwirkungvon Reichsständen nicht glaubte erhöhen zu dürfen, Neichsständeaber uicht wollte. Auch die vorhandenen Mittel wurdeu ohne Spar-samkeit für ferner liegende Zwecke verbraucht, wie für den KölnerDom , Schloß und Gürten in Koblenz und ähnliche an sich löblicheDinge, die aber doch solchem Notstande gegenüber hätten zurück-trete,: müssen. Auch sonst wären größere Summen zu ersparengewesen. Hohe Beamte nnd adlige Herren erhielten nicht seltengrößere Geschenke. So erhielt der Oberpräsident Bötticher, derreaktionäre Nachfolger Schöns in Königsberg, 1846 ein außer-ordentliches Geschenk von 3000 Thalern, der kommandierende Gene-ral Graf zn Dohna in Königsberg eine Beihilfe von jährlich 2000Thalern, die Familie des verstorbenen Generals von Grolman einGeschenk znr Errichtung eines Familienfideikommisses von 26 250Thalern. Ähnliche Mißbräuche fanden sich in der Behandlung derRemuueratiouen und Diäten. So mochte ein vornehmer Herr füreine Reise von Berlin nach Sanssouci , wo er mit dem Hof-gärtner eine Besprechung hatte, 22 Thaler 10 Silbergroschen be-rechnen. Hielt man neben solche Freigebigkeit des Staates dieNachricht, die damals umlief, daß die Negieruug der Witwe einesjener armen Lehrer die Bitte um eine Pension von 10 Thalernabgeschlagen habe, so erwachten ärgerliche Zweifel. Denn das Patri-archalische Königtum, wie Friedrich Wilhelm IV. seine Krone auf-