Die Opposition in den westlichen Provinzen. 293
unvergessen ist, und der in den Stürmen von 1848 einen un-erschütterlichen Turm bildete, hinter dem die Freunde monarchischerOrdnung sich sammelten, sind allein schon eine Kritik dieserRegierung. Er war freilich ein Gegner der einseitigen Bevor-zugung der Junker, aber auch unter den Junkern waren viele mitihm einverstanden und erhoben sich namentlich auf mehrereil Pro-vinziallandtagen nachdrücklich für die endliche Erfüllung des könig-lichen Wortes, daß in Preußen Reichsstände eingeführt werdensollten. Auf dem westfälischen Landtage von 1845 trat Georgv. Vincke in glänzender Rede dasür ein, ähnliche Forderungen er-hoben andere Männer mit altadligen Namen in verschiedenen Pro-vinziallandtagen, und mit besonderem Nachdruck war der Groß-industrielle David Hansemann dafür thätig. Er ließ für dieMitglieder des rheinischen Provinziallandtages eine Denkschriftdrucken, in der er die Beseitigung der Patrimonialgerichtsbarkcitund der Steuerprivilegien des Adels, Reform der Provinzialstände,Einführung von Reichsständen, Ausbau des Zollvereins durch eineArt Zollparlament und ähnliche Reformen begründete. Man be-wege sich in gefährlichen Täuschungen, wenn man glaube, dasSystem des absoluten Staates festhalten zu können. Warnend riefer dem Adel zu, daß er seine Zeit verpasse, indem er sich gegendie neue Entwicklung der Gesellschaft und des Verkehrs sträube.Nur deshalb habe die Aristokratie in England eine so ausgezeichneteStellung, weil sie sich dort stets mit der Freiheit vertragen, siegefördert und sich selbst durch die ausgezeichnetsten Talente desMittelstandes fortwährend aufgefrischt habe. Aus diesen Kreisen gingauch die Rheinische Zeitung hervor, die namentlich in dem Konfliktmit dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz , der das Elend derMoselbauern zu verschleiern suchte, echten Bürgermut und großesGeschick entfaltete. Nimmt man die Zähigkeit hinzu, mit der Har-kort, unterstützt von einem Kreise gleichgesinnter Freunde, 1843—45trotz Eichhorns Widerstand den Verein für die deutsche Volksschuleund sür Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse ins Leben rief, dannden Gewerbeverein und den „Märkischen Gewcrbefreund", sowie dieSchärfe und Sachkenntnis, mit der in diesen Zeitschristen undVersammlungen bestimmte Vorschläge zur Hebung der Not der