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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Nor der Revvlutivn. 18401848.

rheinischen Liberalismus, die Hansemann, Beckerath, Camphausenund ihreu aristokratischen Genossen Georg v. Vincke erfüllte.

Es war eine durch die Bedeutung der Männer, wie durchdie Zahl ganz überwältigende Majorität im Vereinigten Landtagesür diese Auffassung. Der König glaubte ein patriarchalisch-abso-lutes Regiment mit Ständen im mittelalterlichen Sinne aufgerichtetzu haben, und nun verwandelte sich ihm feine Schöpfung unterden Händen. Er beschwor die Abgeordneten, ihmmit Herz, Geist,Wort und That in Treue und Liebe zu helfen und beizustehen,Preußen zu erhalten, wie es sei und bleiben müsse, wenn es nichtuntergehen solle": aber Bürger und Bauern und mit ihnen eingroßer und gewichtiger Teil des Adels fühlten, daß Preußen schonlängst thatsächlich ein anderer Staat sei, als der König träume.Sie alle waren Männer eines neuen Preußens , fühlten sich alsVertreter des Volkes und verlangten einen wirklichen Anteil ander Gesetzgebung und eine gewisse Aufsicht über die Verwaltung.Hütte sich der König dieser Thatsache nicht verschlossen, hätte erdem getreuen Volke eine Verfassung gegeben, die den Grundsatzder Volksvertretung anerkannte, so hätte er die tüchtigen Kräfte,die sich in dieser großen Stunde zum Dienst des Landes drängten,um sich vereinigt. Nicht aus das Maß des Liberalismus kam esan, vor allem nicht auf die Bestimmungen des Wahlgesetzes; manwäre mit sehr beschränkten Rechten zufrieden gewesen. Und dannHütten die Kräfte, die jetzt in die Opposition getrieben wurden, undderen Opposition nun dem Radikalismus als schärfste Waffe diente,einen Schutzwall gebildet, der auch den Stürmen des Jahres 1848Hütte widerstehen mögen.

Maßvoll und treu: das war der Charakter der Männer, welchediese Forderungen des Volkes vertraten. Der König aber hörteihre Stimme nicht, nannte sie undankbar, untreu, undentsch erberaubte den Thron der besten Stützen in dem Augenblick, da dieSturmflut ihn zu unterspülen begann.