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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Bewältigung der Aufstände. Die Standgerichte.

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anderen preußischen Städten wurden rasch niedergeworfen, am9. Mai der Widerstand von Dresden überwältigt, und anch derbadische Aufstand erlag rasch, sobald der Großherzog außer derReichsregierung auch Preußens Hilfe anrief. Am 12. Mai hieltder Prinz von Preußen Kriegsrat in Mainz und leitete den An-griff ein. Er hatte 52 000 Mann zu seiner Verfügung, etwa zweiDrittel davon Preußen unter den Generälen v. Groeben undv. Hirschfeld und ein Drittel Reichstruppen, Hessen , Nassauer,Mecklenburger unter General Peucker. Die Revolutionsarmee bildetewenig mehr als ein Viertel dieser Macht und nach dem erstengrößeren Gefechte sbei Waghäusel am 21. Juni) floh sie nach Süden.Am 1. Juli legte der Oberbefehlshaber, der Pole Mieroslawski,das Kommando nieder, und am 10. nnd 11. Juli retteten sich dieReste der Flüchtlinge über die Grenze. Die revolutionäre Regie-rung war ebenso rasch auscinandergelaufen, und die Besatzung vonRastatt ergab sich am 22. Juli auf Gnade und Ungnade, nachdemfich zwei ihrer Offiziere auf Veranlassung des Generals v. Groeben,der die Belagerung leitete, durch Reisen im Lande überzeugt hatten,daß der Aufstand vollständig überwältigt und die Regierung desGroßherzogs wieder aufgerichtet war.

Es begann die Zeit der Standgerichte, und die am schwerstenBeschuldigten wurden zum Tode oder zu Zuchthaus verurteilt.So hart jedes Urteil der Art erscheint, im ganzen haben doch auchdie Gegner anerkannt, daß die preußischen Offiziere mit Milde ver-führet? uud auch den Gefangenen in der Zeit der Untersuchungeine gewisse Schonung angedeihen ließen. Zum Tode sind 14 ver-urteilt worden, uuter ihnen der alte Abeuteurer Böning und derjunge Adolf v. Trützschler, der Sohn einer thüringisch-sächsischenBeamtenfamilie von Rang und Einfluß. Er hatte im sächsischenLandtag und im Frankfurter Parlament der äußersten Linken an-gehört, hatte dann im Dienst der revolutionären Regierung als Civil-kommissar in Mannheim die Mittel der Stadt nnd des Kreises derRevolution dienstbar zu machen gesucht und dabei schweren Haßauf sich geladen. Er wurde am 13. August 1849 wegen vollendetenHochverrats zum Tode verurteilt und am Tage darauf erschossen,obwohl seiue Gemahlin, die Tochter des sächsischen Generals