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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Olmütz und die Kamarilla.

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der König fuhr fort zu schwanken, benutzte auch die Mobilmachungnicht, um den Frieden auf günstigere Bedingungen hin zu erzwingennnd unterwarf sich schließlich haltlos uud willenlos in der Punk-tation von Olmütz am 29. November 1850 den höhnischen undübermütigen Gegnern, die gar nicht die Mittel hatten, Preußen zuzwingen.

Am 27. November siel in Berlin die Entscheidung, indemder König sich entschloß, Manteuffel mit Vollmacht nach Olmütz zu senden. Noch am Morgen war es zweifelhaft gewesen, ob nichtdoch die mutigere Auffassung siegen werde aber wenn der Be-schluß gefaßt worden wäre, wer hätte seine Ausführung verbürgt?Der König wollte keinen Krieg mit Österreich . Manteuffel erreichtein Olmütz so gut wie nichts. Preußen mußte die zwei Jahre hin-durch versolgten Pläne einer Bundesreform im Sinne der Neichs-verfassung und der Erfurter Beschlüsse fallen lasseu und nachÖsterreichs Befehl in den Bundestag wieder eintreten. Nur leichtwurde diese brutale Thatsache durch das Zugeständnis verhüllt,daß in Dresden Konferenzen der Minister über die Reform desBundes stattfinden sollten. Diese Konferenzen sollten den Scheinerwecken, als habe iu Olmütz nur eine Einigung über eine Reformdes Bundes stattgefunden; aber sie täuschten niemand, sie verliefenauch ohne Ergebnis, nnd Preußen trat demütig in den von Öster-reich erneuerten alten Bnnd ein.

Nicht weniger schwer lastete ans Preußens Ehre, daß es hierdie Kurhessen nnd die Schleswig-Holsteiner, die im Vertrauen aufseine Hilfe und vielfachen Erklärungen den Kampf fortgesetzt hatten,ihren Bedrängern preisgab. Die Leiden der Gequälten warentäglich neue Anklagen gegen Preußen, aber man gewöhnte sich amBerliner Hofe rasch daran, diese Schande nicht zu empfinden. DerPrinz von Preußen war freilich empört, aber er war ohne Ein-fluß. Die Kamarilla herrschte nnd sie scheute sich nicht das offenausznsprechen und über ihre mit einem geordnetem Staatswesenunvereinbare Nebenregierung so stolze Betrachtungen anzustellen,wie sie Leopold von Gerlach am 23. November 18S0 in seinTagebuch ciutrug:Alles, was Ludwig von mir verlangt, istjetzt vorhanden; eine selbständige Stellung gegenüber dem Könige