Nilmar. Verfassungskampf in Kurhessen. Die Offiziere. 407

Gewalt nicht gebrochen wurde. Es ist ein Bild, wie es so in derGeschichte irgend eines deutschen Staates nicht wiederkehrt. Hassen-pslug löste die Stände auf, die ihm nicht zn Willen waren, aberdie ueugewählten Stände setzten den Kampf fort, bewilligten nurdie Forterhebung der indirekten Steuern, verlangten aber, daß dieErträge bis zur Beseitigung der Mißstände deponiert würden; diedirekten Steuern zu erheben, verboten sie. Als dann Hasseupflugam 2. September 1850 den bezüglichen Behörden befahl, die vonden Landständen nicht bewilligten Steuern trotzdem weiter zu er-heben, erklärten die Beamten (am 5. September 1850), daß ihrDiensteid ihnen verbiete, diesen Befehl zn erfüllen. Der maßvolle,im besten Sinne konservative Direktor der Berg- und SalzwerkeTheodor Schwedes verfaßte im Namen der übrigen Oberbehördenein Schreiben, das am 7. September dem Landesherrn in allerEhrfurcht darlegte, wie sie durch ihr Gewissen verbunden seien sozn handeln. Am gleichen Tage aber erklärte Hasseupflug die kur-hessischen Lande „bis auf weiteres in Kriegszustand", und.um fürdiese unsinnige Behauptung im Auslande Glauben zu finden, ver-anlaßte er den Kurfürsten am 13. September aus dem Lande zusliehen. Am 28. September verwies er „jeden Ungehorsam nndjede Widersetzlichkeit" gegen jene Verordnungen an die Kriegs-gerichte und suchte den einmütigen Widerstand der Beamten durchmilitärische Gewalt zu brechen. Da erklärten die Offiziere, dasnicht thun zn können. Sie beriefen sich auf den Eid, den sie aufdie Verfassung geleistet hatten und baten um ihre Entlassung, dadieser Eid jetzt mit der Pflicht des Gehorsams gegen den oberstenKriegsherrn in Widerstreit geraten sei. Mit ganz vereinzeltenAusnahmen unterschrieben alle Offiziere des hessischen Heeres am8. Oktober 1850 dies Entlassuugsgesuch und ließen sich auch durchdie Drohuug nicht irre machen, daß dann fremde Truppen dieseBefehle ausführen, zugleich aber die ganze Verfassung zertrümmernwürden. „Denn darauf können Sie sich verlassen", sagte der anStelle des verfassuugstreueu Generals zum Oberbefehlshaber be-rufene berüchtigte General v. Haynau, „daß die Österreicher eineso freie Verfassung nicht werden bestehen lassen wie die unsrige."So kam es denn auch, als Preußeu uach der Katastrophe von