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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Der Konflikt und dcr dänische Krieg.

und lebendig kehrten sich die Gedanken auf jene Tage und brachtendurch die Vergleiche und Erinnerungen auch trägere Geister inBewegung. Schou die erste Versammlung vom 28. September1362 bildete eine Thatsache von großem Gewicht. Es warenetwa 200 Abgeordnete ans den verschiedensten Staaten erschienen,forderten die Berufung eines deutsche» Parlamentsaus freienVolkswahlen", verwarfen jede Delegiertenversammlung als Ab-schlagszahlung und erneuerten die Grundgedanken der Neichs-verfassung vou 1849, daß der Eintritt der außerdeutscheu LandeÖsterreichs in den neuen Bund unmöglich sei und daß sich diedeutschen Lande auch ohne die deutschösterreichischen zusammeu-schließen müßten, wenn einer Deutsch-Österreich mit umfassendenbnndesstaatlichen Einigung für den Anfang unübersteigliche Hinder-nisse im Wege stehen sollten. Die Wortefür den Anfang" bildetendie Brücke, über die auf den Boden der Reichsverfassnng von 1849auch die gelangen konnten, die sich die harte Notwendigkeit einerTrennung von Österreich noch immer nicht unverhüllt vorstellenmochten oder durch die Reaktion in Preußen verstimmt waren.

Der Abgeordnetentag konnte aber die Großdeutscheu durchdiese Konzession doch nicht befriedigen, und Heinrich v. Gagern,der das Scheitern der Frankfurter Hoffnungen durch Preußens Ablehnung der Kaiserkrone nicht verwunden und nun seine Hoff-nung auf Österreich gesetzt hatte, stimmte mit seinen Freundengegen diese Beschlüsse. Vier Wochen später begründete einedoppelt so zahlreiche Versammlung von Politikern in Frankfurt den deutschen Reformverein, der jede Reform des Bundes, dieÖsterreich ausschloß, verwarf. In Württemberg, in München , inAugsburg, in Hannover n. a. O. bildeten sich Zweigvcreine, diedem Nationalvereine entgegentraten und den Kampf von 1848erneuten.

Der Verfassungskonflikt in Preußen entmntigte die AnhängerPreußens und schwächte ihre Argumente. Österreich dagegen strahlteim Schimmer liberaler Reformen, denn nach der Niederlage von 1859hatte der Kaiser Franz Josef eine der vielen Wandlungen seinerRegierung vollzogen und versuchte es mit einer konstitutionellenRegiernngsform. Auch auf kirchlichem Gebiet wurde man scheinbar