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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Kaiser und Reich.

und erhielt allgemein gehaltene Zusagen, auch haben im Winter1869/70 französische und österreichische Generäle über den gemein-samen Feldzugsplan verhandelt; es kam' jedoch noch nicht zumAbschluß eines Kriegsbüudnisses.

Die Lage Napoleons wnrde aber immer unbehaglicher. Erhatte die Konzessionen von 1869, die man kurzdie neue Ver-fassung" nannte, am 3. Mai 1870 durch eine Volksabstimmung(Plebiscit) bestütigeu lasseu, die thatsächlich eine Abstimmung füroder gegen das Kaisertum war. Wohl hatten 7 Millionen mitJa gestimmt und nur 1'/^ Millionen mit Nein, aber man wußte,daß das Ja teilweise erzwungen war, und in Paris , Lyon,Bordeaux und mancher anderen Stadt überwog das Nein. Auchhatten im gesetzgebenden Körper kühne Redner die ganze Abstimmungeinen Hohn aus die Volkssouveränität genannt und die liberalenEinrichtungen der neuen Versassung bloßen Schein. Auf diesemWege konnte also Napoleon seinen Thron nicht befestigen, nur einsiegreicher Krieg vermochte ihm das alte Ansehen zurückzugeben.

So standen die Sachen, als die Besetzung des spanischen Thrones der Kriegspartei am kaiserlichen Hofe den Anlaß bot, denKrieg herbeizuführen. Spanien hatte im Herbst 1868 die KöniginJsabella verjagt, deren mit Frömmelei gepaarte Liederlichkeit denThrvn entehrte, und deren Günstlinge das Land in maßloserTyrannei knechteten. Der Sieg der Revolution war rasch nnd voll-ständig, aber es standen sich nun eine monarchische und einerepublikanische Partei gegenüber. Die monarchische Partei hattezunächst das Übergewicht: aus ihr wurden Marschall Serrano alsRegent und Marschall Prim als Ministerpräsident an die Spitzeder provisorischen Regierung gestellt; aber sie sahen, daß dieRepublikaner die Oberhand gewinnen würden, wenn es nicht ge-länge einen tüchtigen König zu finden. Gegen den nächstberechtigten,den Herzog v. Montpensier, sprachen erhebliche Gründe, und auchandere Kombinationen scheiterten. Am meisten geeignet erschiendann der Prinz Leopold von Hohenzollern , der Bruder des KönigsKarl von Rumänien , der Sohn des Fürsten Anton von Hohen-zollern. Diese katholische Linie gehört zu den: Gesamthause derZollern, uimmt an seiner Ehre teil und erkennt in dem Könige