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II. Die Klassiker.
dort ein, alsbald in dem Kreise der „denkenden" Künstler als derFührer begrüßt.
Er teilte aber diese Stellung alsbald mit einem, den nur diekeckste Täuschung zum Denker machen konnte, mit dem DänenBartel Thorwaldsen . Nicht um ihn zum Deutschen nnizu-stempeln, wie es ost versucht wurde, sei er hier betrachtet, sondernweil sein Einfluß auf die deutsche Kunst gewaltig groß war, weilin Rom die Deutschen ihm allezeit am nächsten standen, und nament-lich weil seiu Schaffen die eigentliche Erfüllung dessen war, wasdie deutsche Archäologie seit Wiuckelmann vergeblich erhoffte.
Thorwaldsen kam 1797, siebenundzwnnzig Jahre alt, nachRom , bezeichnenderweise durch die Straße von Gibraltar, ohneetwas von der Welt gesehen zu haben, die zwischen dem Sunde unddem Tiber liegt. Er war damals ein schon mit den Ehren derKopenhagener Akademie ausgezeichneter Bildhauer. Aber das Urteil,das sein gelehrter, in Göttingen gebildeter Landsmann Zosga,der sich seiner annahm, über ihu fällte, ift bezeichnend. Wohl be-sitze der junge Mann Geschmack, tiefes Gefühl, sei ein vortrefflicherArtist. Aber damit wußte Zovga nichts Rechtes anzufangen. Ersei außerdem denn doch gar zu unwissend in allem, was außerhalbder Kunst liege; es sei ein Fehler der Akademie, deren Ehren errasch nacheinander errungen, Leute von so geringer Vorbildung nachRom zu senden, da ihnen hier viel Zeit verloren gehen müsse.Spräche er doch nicht einmal eine fremde Sprache uud habe erdoch kaum die dunkelsten Begriffe von den Dingen, die er hier seheUnd diese Unbildung blieb ihm zeitlebens. Seine Unterhaltung, sagtRudolf Lehmann, der ihn im Alter kennen lernte, war von der aller-gewöhnlichsten Art, keine Sprache war ihm geläufig: das Dänischehatte er zum Teil verlernt, deutsch und italienisch konnte er sichzur Not, wenngleich fehlerhaft, ausdrücken, Englisch und Französischfehlten ganz. Eine naive Einfachheit gab seiner Unterhaltung eineneigentümlichen Reiz. Kestner nennt sie freilich ein Hervorstammeln,schildert, wie er schlichter Feste sich frenend, mit der Gabe deSWortes nicht beglückt, lange Weilen sprachlos dasaß, wissenschaft-licher Unterredung unsähig, uur ausnehmend sich am Gespräche be-teiligen konnte. Es mangelte ihm das Geschick im Lesen, obgleich