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Wunderbare Fratzen schneiden die leidenschaftlich erregten Men-schen in diesen Jugeudwerkeu des Cornelius: der Drang nach Aus-druck verzerrt sogar den Knochenban der Köpfe. Die Kiefer undStirnen schieben sich vor, die Nasenrücken sallen ein, die Augendrängen sich schier aus dem Kopfe, die Linien sind hart, die Körper-lichkeit ost ungenügend gewahrt. Aber wer geschichtlichen Blicksnr die Kunst hat, der wird sich über das Besremden, welches einstdem jungen Künstler entgegentrat, hinwegsetzen und herausfinden,was an diesen Zeichnungen die junge Küustlerschar iu Corneliusden kommenden Mann der deutschen Knnst begrüßen ließ. Es istgerade der Widerspruch gegen die alt gewordene Schönheit, dasGefühl für die Pflicht, die Knnst mit jungen Sinnen zu erfassenund auf Persönlichkeit zu stellen. Wohl waren die alten Holz-schnitte Führer des Cornelius, aber Führer ius Freie. Er wollteselbst etwas sein, ans sich heraus seine Ideale gestalte». ES gärteuvch unklar in ihm; aber die Absichten sind im Künstler nie imvollen Sinne bewnßt, sie sind immer umschleiert dnrch die not-wendige Einseitigkeit, daß er in seinem Schaffen, so wie es ist,die Grundlage findet für sein theoretisches Denken, darüber, wiegute Knust sein soll. Ästhetik der Künstler ist immer Erklärungihres Schaffens; die Richtung wird bei ihnen nicht durch die ästhetischeAnsicht bestimmt, sonderu durch ihre Stellung zur Kunst der Zeit,aus welcher sie hervorgeheu. Die starke Individualität äußert sicheben in der Art, wie sie die Zeitgcdanken in sich verarbeitet.
Die Blätter zum Faust lagen Goethe vor, ehe sie gestochenwurden. Er sprach sich 1811 wohlwollend über sie aus, gab aberCornelius einen Rat, der durchaus für den Einfluß der Kritik iujeuer Zeit bezeichnend ist; er warnte ihn vor der Einseitigkeit undllnvollkommcnheit des 16. Jahrhunderts und wies ihn ans diegroßen Italiener . Das was das Starke an Cornelius war, dieknorrig deutsche Natur, zugleich das der alten deutschen Knnst Ver-wandte, gerade das, so riet ihm der Dichter des Götz von Ber-lichingen, solle er vermeiden. Statt dem jungen Künstler zn raten,sich innerlich zu sammeln und ganz er selbst in seinen Werken zuwerden, wieS er ihu darauf, ans sich herauszutreten. Die Reisenach Rom war die Folge. Noch im selben Jahr tras Cornelius