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II, Die Klassiker.
in Putz hatte ausführen lassen müssen, vor einigen Jahren inSandstein herzustellen. Es war eben einfach in Stein ge-dacht, denn in Putz zu deuten, war Schinkel versagt. Bötticherhatte dazu noch gelehrt, daß für die Formengebnng der Baustoffvon ganz nebensächlicher Bedeutung sei. Sind die Formen dochstets entlehnte Sinnbilder, Übertragungen vou einem Stoff in denandern. Die Aufgabe der „Tektoniker" schien es daher, nicht dem Stoffangeiuesseue Formen zu finde», sondern vielmehr dem Zwecke des Bau-gliedes im Nahmen des Ganze» Ausdruck zu verleihen. So handelteSchinkels einflußreichster Schüler Stüler bei der vielbewundertenDeckenbildung für sein Treppeilhaus im Neuen Museum . Es wardieser Raum der eigentliche künstlerische Gipfel der ganzen Anlage,sollte ein Denkmal des Könnens der Zeit werden. Er ist nur einBeweis dafür geworden, wie wenig sicher man damals in Berlin in der Raumverteilnng war, denn trotz der ansehnlichen Verhältnisseist es im Raume überall zu eng. Die Decke ist ein offener Dach-stuhl iu einfachem Holzverband. Man sieht die tragenden Bau-teile, es wurde versucht das Holz monumental auszugestalten,nach dem Vorgang altchristlicher Basiliken. Das ist sicher ein Ver-dienst; es ist so recht im Sinn der Berliner Schule, daß auf dasVersteheu des inneren Zusammenhanges ein großes Gewicht gelegtwurde. Stüler wollte jenen Balken als absteifend, diesen als trageud,jenen als schwebend durch die Form kennzeichnen. Die Kennzeichnungaber sollte nicht erfolgen durch möglichst strenges Festhalten undDarstellen der Eigentümlichkeiten des Holzes, souderu dadurch, das;man dieses in Schmucksormeu hüllte, welche audcrwärts, an anderenStoffen die betreffenden Funktionen erfüllten. Der Erfolg waraber gering. Ich wenigstens weiß nicht, was die in den Zwickeln desDachstuhles stehenden vergoldeten Greifen sagen sollen. Sie sind trotzder tcktouischen Absicht rein dekorativ. In einem anderen Saale versuchte Stüler die auseinaudertreibeudeu Kräfte eines flach ge-spannten Gewölbes dadurch aufzuheben, daß er eiserne Anker einzognnd diese, nicht wie bisher so oft als Notbehelf, sondern als einenTeil der künstlerischen Anordnung behandelte. Bötticher verteidigtediese Anordnung in einer besoudereu Rede. Sie schaffe dem Gewölbedie Ruhe eiues in sich abgeschlossenen Bangliedes, so daß es als