Schadoiv und die Kleiderfrage.
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in einein Tone zn reden, als sei er ein braver Handwerker voneiner erfreulichen, wenn anch nicht ganz abgeschlossenen Bildunggewesen, einer der mit unwilligem Staunen und absichtlichem Ver-schließen die ihn weit überholenden Fortschritte der nach ihmkommenden betrachtet habe. Ich weiß nicht, ob sich Fremde, inunseren künstlerischen Entwickelungs- und Gedankengang nicht Ver-flochtene, über das Verhältnis von Schadow zu Rauch schon ge-äußert haben. Mir will scheinen, als sei es kein ansteigendes, son-dern im besten Falle das einer Wagerechten. Schadow stand wohlziemlich allein in seinen späteren Jahren. Er veraltete. Aber esist das Neue uicht immer das Bessere. Er wurzelte, wie Goethesehr richtig sagte, im Vaterländischen und im Naturalismus. So-lauge daher die Fremdbrüderei und der Idealismus Kennzeicheneiner großen Seele waren, konnte Schadoiv uicht für voll an-gesehen werden. Seiu Prenßentum ist aber thatsächlich seine Stärke.Ein Gutachten über Reiterdenkmäler, das er 1791 erstattete, lehrtdies; kräftiger noch seine Bildsäulen von Feldherren Friedrichs desGroßen, namentlich sein Zieten. Er sucht seine Beispiele an denWerken, die damals schon dem völligen Mißverstehen anheimgefalleuwaren, an Giovanni da Bologna , Tacca und anderen Florentinern.Er frent sich gegenüber dem nllbelicbten „klassischen Kostüm" ihrergeschichtlichen Kleidung, ja er hat den Mut, dereu Nachbildungals künstlerisch richtig selbst für das Ehrendenkmal zu verteidigen.Da bekommt man echte Künstlersprachc gegenüber dem ästhetischenKauderwelsch der Gelehrten zu hören. Wenn, sagt er, Ehrfurchtnud Bewunderung die Beweggründe sind, warnm man ein Denkmalerrichtet, wenn der Held selbst groß ist, so denkt sich ihn der Künstlerauch gerade als ein simples Porträt. Es bedarf dann keinerfremden Hülle, um ihu groß und ehrwürdig scheinen zu machen,nud das Gewand, das er trng, mochte es sein wie es wollte,wird durch deu Heldeu geheiligt. Uud da die Künstler keine andereSprache haben, als körperliche Formen, so können sie auch dasEigentümliche der Sitten und des Charakters nicht anders aus-drücken, als wenu sie getreu sind. Die erste Absicht müsse sein,den Helden selbst darzustellen. Schadow spricht von dem geplantenDenkmal für Friedrich den Großen: den könne man sich nntcr dem