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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Der englische Garten. Der sentimentale Garten. 133

Geld und Macht unerschöpflich reichen Aristokraten der Zeit derGeorge. Sie verleugnet auch in Deutschland nicht ihren Ursprungaus den sentimentalen Naturbetrachtungen derSeedichter". Nichtumsonst stellt Lessing den Landschaftsmalern Thomson als Vorbildhin. SeineLen-Mus", oft ins Deutsche übersetzt, zuerst von Tobler(1766), machten durch die Innigkeit, Genauigkeit, und die Beseelungder Naturbetrachtuug den tiefsten Eindruck auf die Deutschen; derHamburger Brockes, gleichfalls einer der Übersetzer, strebte selbstdarnach, in diesem Sinne die Herzen zu bewegen:

Bleiche Blätter, bunte Büsche,gelbe Stauden, rötlichs Rohr:Euer flüsterndes GezischeKommt mir wie ein Sterblied vor.

Die Schweizer nahmen die weiche, alle seelischen Stimmungen inder Natur bespiegelnde Art auf. Es sind wieder die GedankenRousseaus , welche an die Herzen der überfeinerten Menschheit klopfen.

Wenn Hirschfcld in seiner Theorie der Gartenbauknnst vonromantischen Gärten spricht, denkt er zuerst an Schottland , dannan die Schweiz . Er lehrt das Erkennen der Romantik an englischenReisebeschreibnngen. Den ersten gotischen Bau, den er darstellt,entnimmt er dem Werke des Engländers Halfpenny, die Ruiuennennt er ausdrücklich einen in England zuerst gewählten Schmuckder Gärten. Das mit Melancholie gemischte Gefühl des Bedauerns,das Zurückversetzen in die Jahrhunderte der Barbarei und Fehde,aber auch der Stärke und Tapferkeit, das Wecken süßer Traurigkeitist ihr Ziel. Er bevorzugt, sich auf Homes Grundsätze der Kritikstützend, die gotischen Ruinen, da sie in unseren Ländern alleindie Täuschung erweckten, als wären sie alt. Home, dieser aus-gezeichnete, in Deutschland viel zu wenig beachtete praktischeKritiker, sagt, gotische Nnineu stellen einen Triumph der Zeit überdie Stärke, griechische einen solchen der Barbarei über den Geschmackdar; jene geben einen melancholischen aber nicht unangenehmen,diese einen finsteren und niederschlagenden Gedanken. Glücklich also,wer wirklich echte Ruinen besaß, auf dessen Grund die Sträucherzwischen alten Grabsteinen der Mönche und einstürzenden Pfortenalter Ritterburgen sprießen, an der Stätte der Verwüstung ueues