137
eben aus Paris und Italien . Während Hirschfeld sein Blich schrieb,drängen sich ihm sichtlich die englischen Anregungen immer mehr auf.
In ganz Deutschland herrschte die Leidenschaft für den Garteil-bau. Auch Goethe erfaßte sie. Das Jlmthal wnrde zum Park, diegroßen Stichworte der Zeit fanden dort ihren baulich landschaftlichenAusdruck. Das Bretterhäuschen ist die idyllische Einfachheit, dasrömische Haus die klassische Größe, die Ruine die romantischeStimmung. Tempel irgend welcher Tugenden, Inschriften fehltennicht. Weimar stand mitten in der ganz Deutschland erfassendenBegeisterung, die in wesentlich bescheidenerem Maße Frankreich erfaßte. Hier war der englische Gedanke durch Rousseau vertretenworden, der in Ermenonville, als Gast des Besitzers des Parkes,des Gartenkünstlcrs Marquis de Girardin, sein Grab auf einerromantischen Pappelinsel fand (1778). Die Todesgedanken, dieMelancholie, mischten sich mit den Gedanken für das Einfache,beide begründet auf der Mißachtung des Pruukes der Zeit, desäußerlichen Lebens in der sich hetzenden, um Ehre und Geldeifernden Welt.
Diese Grabinseln sind, wie es scheint, Rousseaus Erfindung.Ein wenig Robinsonade spielt hier mit hinein. Schon Herzog Ernstvon Gotha und seine geistvolle Gemahlin Charlotte ließen einenEngländer im Park zu Gotha eine solche herstellen: Dort fandihr Sohn Ernst (f 1779) sein Grab, das ganze herzogliche Ge-schlecht wurde dort begraben; schwermütig säuseln die Pappeln,deren Wipfel die Grüber beschatten. Und gegenüber steht jenerdorische Tempel, der den Aufnahmen Atheniensischer Altertümervon Stuart uud Revett gcuau nachgebildet ist als das ältestestilechte Werk dieser Ordnung aus deutschem Boden. Für ihn fertigteHoudon seine berühmte Diana. Auch Winckelmanns Büste fehlte nicht.
Gebaut hat jenen dorischen Tempel Friedrich Wilhelm vonErdmannsdorf, der 1761 nach Rom , unter den Einfluß Winckel-mauus, später unter den des französischen Architekten Cl6risseankam und wohl dnrch diesen, den Frennd Adams, auf die Engländerhingewiesen wurde. Das Ergebnis seines Schaffens in Rom selbstwar der Plan für das Schloß und Garten zn Wörlitz , den er mitTempeln, Grotten, Ruinen, künstlichen Schluchten, ja selbst mit