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IV. Die Landschaft.
durch, daß sie auch die Kritik verleitete, jede Frage von der Höheder metaphysischen Erkenntnis aus zu behandeln. Wie die Fragender Moral und des Glaubens sind die der Kunst einfach. Mankann wohl sagen, daß jedes System der Künste, das dem schlichtenKünstler, das heißt einem richtig, wenn auch nicht spitz denkendenMenschen, nicht verständlich zu machen ist, soweit fehlerhaft ist, alses, ihm unzugänglich bleibt. Ich wenigstens kann mir nicht eineÄsthetik als richtig denken, die Rafael oder Rembrandt, Donatello oder Dürer nicht verstanden hätten. In England trat den Malerneiner mit jugendlicher Unbefangenheit beobachteten Natur der schlichteSinu jener entgegen, die sich der Knnst erfreuen wollten. In Deutsch-land erkannten wohl Schadow und König Friedrich Wilhelm III.1814 an, daß Friedrich schöne Bilder male, weil beide vor diesender in der Natur gesehenen verwandten Stimmungen sich lebhafterinnerten. Aber selbst die Freunde Friedrichs, die Romantiker inder Zeit ihrer Flegeljahre, standen zu sehr im Bann gelehrterNüchternheit, um ihn ganz oder doch richtig zu verstehen. DieKunst mußte einen höheren Zweck haben, sie mußte mit Dingenvon weltgeschichtlicher oder metaphysischer Bedeutung in Verbindungstehen. Tieck war der Ansicht, Friedrich wolle in die Natnr Allegorieund Symbolik einführen, die Landschaft, die uns immer als ein sounbestimmter Vorwurf, als Traum und Willkür erscheine, überGeschichte und Legende erheben dnrch die bestimmte Deutlichkeit derBegriffe und Absichtlichkeit in der Phantasie. Man konnte denMaler nicht gut stärker mißverstehen!
In den Freundeskreis Friedrichs gehörten noch mehrere Land-schafter. Sie zu nennen liegt außer dem Zweck dieses Buches.Nur auf Klengel und Dahl sei hingewiesen. Johann ChristianKlengel war das Mittelglied zwischen der ganzen Schule undDietrich. Seine Bilder lehren, inwieweit die niederländische Natur-auffassung bestimmend auf jene wirkte. Johann ChristianClaußen Dahl kam erst 1818 nach Dresden . Er war Norwegeruud hat sich sein Leben hindurch an die Eindrücke aus der nordi-schen Heimat gehalten. Seine treuen, aber meist sehr harten Bildermachten auf die jungen Künstler Dresdens einen tiefen Eindruck.Einer meiner Lehrer, so erzählt Ludwig Nichter, sagte: Wenn