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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Die Stimmungslandschaft. Kritische Gegner. 14Z

Bibliothek entlehnten Büchlein cm, daß es nie benutzt wurde, mansieht ferner, daß die stolzezweite Auslage" nur darin besteht, daßder unverkauften ersten ein neuer Titel vorgesetzt uud ein paarBogen Text angefügt sind. Das Buch ist nicht gegangen. Carus'tiefsinniger Realismus blieb unverstanden.

Auch Friedrich starb vergessen. Man ließ den stillen Mannsolange nicht ruhig schaffen, bis der Beifall sich von ihm abgewendethatte. Er empörte die Kritik durch seinen Eigenwilleu. Schou1808 griff ihn der ihm doch geistig nahe stehende Rumohr an.Andere folgten. Er solle heiter malen, war das Stichwort.Man wollte ihn zerstreuen, während er doch mit heiterem Sinnetrübe Lüfte und ernste düstere Landschaften schuf. O ihr Gut-mütigen, rief er einmal aus, die ihr so ganz und gar nicht dasinnere Drängen nnd Treiben der Seele erkennt, und nicht denMenschen, wie ihn der liebe Gott geschaffen und geprägt und ge-stempelt hat, wollet, sondern wie die Zeit und die Mode es will!

Dies Kritisieren vom wissenschaftlichen Standpunkt aus hatseine Kunst umgebracht. Noch 1876 höhnte Hermann Riegel ,Friedrichs Landschaften hätten sich in den melancholischen Nebelreiner Empfindung aufgelöst, Gedanke und plastische Form seien beiihm in dieser untergegangen. Die Unmöglichkeit, sagt er, das bloßeindividuelle Gefühl zum Gesetz der Kunst zu erheben, sei durch ihnthatsächlich erwiesen. Zunächst müsse ein großer Gegenstand demKünstler Inhalt und Begeisterung geben. Und ein solcher wareben für die Kritik jener Zeit das schlichte Naturempsinden nicht.Selbst die Nomantiker verstanden es nur unter einem außer derNatnr liegenden Gesichtspunkte. Wenn die Liebe zur Natur Gebetzu Gott wurde, dann erst war sie ihnen zur Hervorbringungechter Kunst befähigt. Überzieherwetter! sagte Füßli nnd rief nachseinem Schirm, als er die erste Landschaft Constables sah. Ähnlichdie deutschen Idealisten. Wie kann man bei Regen, mit nassenFüßen poetisch gestimmt sein, wie kann man den Nebel malen,während doch kein Mensch uns hindert das Thal Tempe im Geistesich zu schaffen! Man stieß Friedrich von sich, in die Vergessenheit.

Wenn die deutsche Ästhetik der Kunst durch eine Schwächegeschadet hat, so ist's durch die Verstiegenheit ihres Ausdruckes, da-