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IV. Die Landschaft.
ältere Kunst aus der Zeit und ihren Urkunden heraus, nicht aberaus ästhetischen Grundsätzen zu erkennen. So schuf er uoch heutefördersam wirkende kunstwissenschaftliche Arbeiten, die noch im Wertbestehen, während all die Salbadereien vom metaphysischen Stand-punkt aus längst als nutzlos sich erwiesen. Er war einer von denwenigen, die vor dem Kunstwerk nicht nach Urteil, sondern nachVerständnis suchten. Kunstgeschichtlich , nicht nur ästhetisch vor-gebildet, wurde er einer der damals seltenen, wirklich vielseitigenKenner.
Auch ihn drängte es aus der nüchternen Klarheit ins mystischFarbige. Er trat, unter den der Kunst Nahestehenden einer derersten, noch nicht zwanzig Jahre alt, 1804 zum Katholizismusüber, wie es scheint durch die Dresdener Galerie bezwungen; manmöchte sagen angesichts der Sixtina that er diesen Schritt. Wieer später in seinen Schriften nicht mit seiner Gläubigkeit liebäugelte,so verlor er auch der Sixtina gegenüber nicht die Festigkeit des Blickes.Er nahte ihr nicht mit dem später üblichen Augenverdrehen. Wohlerkannte und sagte er, daß, solange man gemalt habe, kaum einBild so unmittelbar aus der Seele auf die Leinwand übertragensei: aber er verschließt sich nicht vor den Mängeln; findet, daß esvielfach, selbst im Antlitz der Madonna flüchtig gezeichnet, ein Werkrascher Eingebung und rascher Arbeit sei. In der Folgezeit warRumohr für alle junge Kunst ein getreuer Pfleger und Leiter,wichtig als fast einziger Streiter gegen die Übergriffe der gesetzes-gläubigen Ästhetiker.
In Rom fand er schon bei feiner ersten Reise die Kunst,namentlich die Landschaft, auf anderen Bahnen.
Dort konnte sie sich unmöglich so frei entfalten wie in Ham-burg . Es drückte die ganze Last der Überlieferung auf sie nieder,die Flut der Ästhetiker drang auf sie ein. Führer war dort derschon öfter genannte Tiroler Josef Anton Koch. Auch an ihmwar das Gute, daß er als ein wirklicher Naturbursch in die Kunstkam, und daß er sich von der Frische der Alpen , in denen er alsHirienjnnge gelebt hatte, genug bis ins hohe Alter erhielt, um zummindesten ein Mensch nach eigenem Geschmack zu bleiben; er warder festen Überzeugung den rechten Weg zu wandern; er verlor