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V. Die Romantiker.
wegen nicht genau in den Formen des alten Baues fvrtbanenkönne: das; mau auch hier einer edleren Einfachheit nachgehen müsse.Besser ging es Schinkels Schüler Ernst Friedrich Zwirner .Seine größere Sorgfalt, sein genaueres Eiugehen auf die stilistischenEigentümlichkeiten des Domes, sein Bemühen, an diesem eiuc BauHütte zu schassen, das alte handwerkliche Geschick wieder her-zustellen, sind gewiß hoch zn loben. Aber anch er war vom Scheitelznr Sohle königlich Preußischer Baurat, von jener vollkommenenllnantastbarkeit und Tüchtigkeit, jener gesteigerten Würde, die derWerkstättenwitz Vau-Baurat ueunt. Auch er hatte durch Studiumder Gotik ergründet, wie die alten Meister eS besser gemachthätten; jenes knrze Gedärm, das heute lehrt, was es gestern lernte,war ihm in hohem Grade eigen. Es ist ja einer der weitest ver-breiteten Leibesschäden der Restauratoren. Nur aus Neicheuspergersdringende Bitten wnrde ein Pfeiler der Außenseite des Chores genaunach der ursprünglichen Weise erneuert. Überall sonst wählte manFormen, welche die Willkürlichkeiten der alten Meister beseitigten:überall wurden sie aus der Gesamtansicht darüber, wie gute Gotikbeschaffen sein müsse, durch edlere Formen ersetzt. Uud zwar giugman namentlich den älteren Teilen zu Leibe, jener Gotik, wie sie sichim 12. Jahrhundert ans der rein sranzösischen in den Grenzländernentwickelt hatte, um der Kunst zu dieneu, die im 13. und 14. Jahr-hundert herrschte; die Gotik vou saftiger Fülle uud sprossendemLeben wurde zu gunsten jeuer beseitigt, welche wie die modernenEisenbanten das Ergebnis einer geometrisch-rechnerischen Arbeit zusein scheint. Das mit dem Zirkel und Winkel zu Konstruierendesiegte über das frei Erfundene, zeichnerisch zu Schaffende.
Gesetz und Regel, die beiden Feinde der Phantasie, wnrdenauch iu der Gotik gesucht. Man war beglückt, als man sie imMechanischen gesuuden hatte.
Uuter den Deutschen gebührt Karl Heideloff das Borrechtdas Beste hierfür gethan zu haben. Er war Zeichner nnd fertigteDarstellungen der Trachten seiner schwäbischen Heimat für KönigFriedrich , dabei sich in die Bauten des Landes vertiefend. Was ihnanzog und was er vorzugsweise darstellte, war die Gotik der Zeit um1400, sowie Späteres. Er sah im Münster zu Ulm , in der Franen-