Die gute Gotik,
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kirche zu Eßliugeu das Ziel, welchem eine junge deutsche 5luustnachzustreben habe. Seine Sammlungen wnrden Untertagen fürdie geschichtliche Erkenntnis der mittelalterlichen Stilsormen, der archi-tektonischen Einzelheiten; seine Erklärungen belehrteu über die Art, wiediese zu bilden, wie sie zu verstehen seien; er bot Hilfsmittel für dasEntwerfen, für daS bessere Treffen des mittelalterlichen Tones.In allen seinen Veröffentlichungen, sowohl den zeichnerischen wieden schriftstellerischen, änßert sich ein Zug auf sachliches Unter-scheiden, ein wenn auch im Erfolg bescheidenes, so doch um seinerRichtnng willen bemerkenswertes Streben, das Mittelalter seinenJahrhunderten nach, uicht aber als eine einheitliche Zeit aufzu-fassen. Und daun fand Heideloff eine wissenschaftliche Quelle fürdie Regeln der Gotik: Des Regensbnrger Meisters Roritzcr Buchvon der Fialen Gerechtigkeit, das 1486 erschienen war. Dazukamen die „Ordnungen" der Steinmetzen, deren Wortlaut er freilichmir mangelhaft verstand, die darum aber um so mehr Gelegenheitzum Versenken boten. Welche Biederkeit bei diesen Handwerkern,die in ihren Hütten so herrliche Dome erdacht und gemeißelt hatten!Der Steinmetz verdrängte fast den Mönch vom Ehrenplatz in derReihe lyrisch romantischer Gestalten. Ja, er genoß Verehrung vonzwei Seiten. Seit diese Hüttenordnungen als die drei ältestengeschichtlichen Denkmäler der deutscheu Freimaurer -Brüderschaft ver-öffentlicht waren, wurden sie auch von dieser Seite aus der Gegen-staud mehr schwärmerischer Bewuuderuug als der wissenschaftlicherPrüfung.
Die selbständigen Bauten, die Heideloff aufführte, ftaudenkünstlerisch nicht über jenen Zwirners und anderer Gotiker: Einpaar Formen, viel Anstreben zum Himmel und wenig eigent-liche künstlerische Zuthat befriedigten Geistliche und Laien. Ellen-lang hing den Gotikern die akademische Schleppe nach, so daß siekeinen Grund hatten, den Klassizisten gram zu sein. ZwirnersHauptwerk, die Apolliuariskirche iu Rcmageu, wurde zwar zu eiuerzweiten Lehrstütte gotischer Kunst am Rhein, bot der Düsseldorfer Schule Gelegenheit, ihr kirchliches Ideal anch in der Malerei zuverwirklichen; aber eiuen Fortschritt der Baukunst stellt sie nichtdar. Sie ist eine freie Kopie alter Kirchenbauten, ernüchtert durch