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V. Die Romantiker.
Regelmäßigkeit, leblos in ihrer akademischen Würde, langweilig inder auch dem Laien augenfälligen Entlehnung, dem Zusammentragenschon vor Jahrhunderten abgestandener Formen; sie ist armseligerals selbst die trockenste Stckmalerei, weil in die Banknnst kein Hauchvon Natur zu dringen vermochte; jene aber zwang immer wieder daskünstlerische Ich zur Bethätigung, selbst wo es sich zu verleugneneisrig bemüht war. Man muß diese Frühschöpfungen des wieder er-starkenden Katholizismus mit der zwei Jahrhunderte älteren Jesniten-kirche in Köln vergleichen, die noch vor dem dreißigjährigen Kriegin gleicher Absicht entstand, um zu erkenueu, welche Schäden dieakademische Stilgerechtigkeit dem Schaffen zugefügt hatte: Dorteine mit Renaissance reichlich verquickte, aber mit der Kraft selbst-eigener Schöpfungen wirkende, vollsaftige, raumschöne Gestaltung;hier eine Schularbeit, zusammengetragen aus den fleißig erlerntenVorbildern, ängstlich, beengt, gedankenarm, aber stolz aus dieLehre. Auch Zwirner blieb bei der Domerneuerung in den Fuß-tapfen Ahlerts. Das Strebesystem des Domes mußte nach seinenedlereu Entwürfe» umgebildet, die träftigere Frühgotik durch dentrockeucu, aber mit der Logik des Zirkels als richtig zn beweiseudeuguteu Stil verdrängt werden.
Kurz uach der Entlassung des Erzbischofs von Droste-Vischeringaus der Gefangeuschaft begann ein neuer Aufschwung im Bauwesendes Domes. Ein Dombauverein trat unter Bischof von Geißelseit 1841 zusammen, Friedrich Wilhelm IV. übernahm dasProtektorat über diesen, August Reichensperger wurde dieSeele des gauzen Unternehmens. Möge der Verein, schrieb derKönig 1842, die Flamme der Begeisterung die ihn beseelt, weitund breit iu die Gauen des deutschen Vaterlandes nicht nur zuvorübergehendem Auslodern anfachen, sondern dauernd nähren,damit das erhabene Werk gedeihe nnd sich vollende einer großenVorzeit würdig, der Gegenwart znm Ruhme uud der Nachweltzum bleibenden Vorbilde deutschen Kunstsinnes, wie deutscherFrömmigkeit, Eintracht und Thatkraft. Es ist der Dom einWerk des Brudersinnes aller Deutschen, aller Bekenntnisse, sagteer bei der Grundsteinlegung zum Fortbau. Seine Augen füllteusich mit Wouuethräuen, diesen Tag zu erleben Hier sollen sich