Die Dombaulvtteric. — Die Vollendung.
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einer Dorncneinfassnng und legt Gitter in die Eingänge, daß derPiclhnfer sich verfängt. Er steht schon in den Nebenstraßen undmacht kopsschüttelnd auch seine Visierung von den alten Baukolossen.Wer hätte das denken können, daß die alte Ruine noch ein gang-barer Artikel werde? Die Narrheit der Menschen ist unergründlich,so laßt uns sie denn mit Kolben lausen!
Und als die Feier der Domvollendung 1880 kam, klagte dieGeistlichkeit in getrübter Freude, daß sie wohl groß au Aufwand,aber klein an Inhalt war; daß sie Glanz nach außen, aber keineinnere Weihe besaß. Sie uannte es den Hohn der Widersprüche,daß die Träger und Veranstalter des Festes der katholischen Kirche sremd gegenüberstanden und in den tiefsinnigen Wahrheiten desalteil Glaubens nur römische Finsternis, in der gewaltigen Orga-nisation der Kirche mir eitel Priesterherrschaft erblickten. Warendoch die Fürsten unter Führung des Kaisers Wilhelm I. gekommen,unter ihnen freilich auch Prinz Luitpold von Bayern nnd KönigAlbert voll Sachsen: standen doch ans der Urkuude im Schlußsteinerlauchte und vornehme Namen, aber die eigentliche Königin desFestes, die Kirche, sei als Aschenbrödel von der Festfeier ver-stoßen und ausgeschlosseu, das katholische Rheinland sei wederdurch den Klerus noch durch seine Genossenschaften vertreten.Kein Name eines kirchlichen Würdenträgers ist auf der Urkundezu finden.
Und doch hielt sich die Kirche für die Schövferin dieses Wunder-werkes, in desseil überwältigeudem Zanber sich ihre geistige Größe,Erhabenheit nnd himmlische Schönheit symbolisch ausspreche. Aberdie Rechnung stimmt nicht ganz. Gegründet ist die Kirche vonjenem Bischof Konrad von Hvstaden 1248, der im Kampfe zwischenKaiser und Papst eine der traurigsten Rollen vom Gesichtspunktder deutschen Geschichte spielt; der Richard von Cornwallis' Wahlzum deutschen König betrieb, in schmählichem Handel die deutscheZerfahrenheit benutzend; der durch seine Herrschsucht der bürger-licheil Freiheit Kölns nnd seinem Handel tiefe Wunden schlug.Es ist englischer Judassold, aus dem der Anfang des Baues be-zahlt wurde. Geplant ist er als eines der ersten Werke völligerHingabe deutscher Eigenart an die französische Gotik, wahrlich von