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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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V. Die Romantiker.

großen Könnern und Nachläufern, welche auch mit ihnen die Be-wunderung der Mitwelt genossen; sowohl wegen ihres Könnens alswegen ihres Geistes.

Die Rheinische Schule uahm die religiöse Malerei auf:Ednard Steinte, Philipp Veit in Frankfurt a. M., WilhelmSchadow und seine Schüler Ernst Deger , Franz Jttenbach,Andreas uud Karl Müller u. a. in Düsseldorf . Es wirddem, der nicht in jener Zeit lebte, nicht ganz leicht, die Werkedieser Künstler auseinander zu halten. Künstlerisch sind sie Düssel-dorfer; ihr Realismus ist der von Schadow an den Rhein ge-brachte; ihr Idealismus deckt sich mit dem der nm ihn geschartenSchule. Ein gemeinsamer Zug ist das Streben vorzugsweise uachInnigkeit. Sie sind nicht Vertreter der kämpfenden Kirche, sondernmühen sich ihre etwas sentimentale Frömmigkeit znm Ausdruck zubringen. Dabei fehlt es an einer eigentlichen Entwickelung. IhreArt änderte sich nicht in Fortschreiten oder Zurückweichen, sie stehtfast außerhalb der Person. Die starre Kraft der Schnlüberlieferungstützt die Schwachen, hemmt die Stärkeren. Ein ganz starker sindetsich nicht in ihrer Reihe. Anch ist es niemand eingefallen, siestilistisch von deu Protestautischen Kircheumalern zu treuuen. WasHübuer oder Beudemann, was Carl Gottfried Psannschmidtoder Bernhard Plockhorst in Berlin, was Heinrich Hofmann in Dresden, Leopold Kupelwieser in Wien und so viele andereschassen, all dies bewegt sich geuau in denselben Kreisen wiedie Düsseldorfer Schule. Wollte man den Wert ihres Schaffensan seiner Fernwirkung berechnen, so wäre die deutsche Kircheu-malerei eine der mächtigsten Erscheinungen in der Kunst des19. Jahrhunderts. Gewann sie doch ihren Einflnß weit überDeutschland hinaus. Mau findet breite Spuren der deutscheu kirch-lichen Malerei wieder iu Hippolyte Flandrin und Ary Scheffer iuParis, iu William Dyce uud Armitage iu London , in Paton inEdinbnrg, in Schweden wie in Italien tritt sie uns deutlich ent-gegen; man anerkannte laut die Überlegenheit des deutscheuSchasseus iu diesem Gebiet, mau wählte mit Vorliebe deutscheKünstler für den Entwurf von Glasfenstern, man ahmte ihre Artaller Orten eisrig nach. Als ich die Kathedrale zu Glasgow be-