Protestantische Kirchenmalerei, — Schnorr.
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ganz jene Bestrebungen, die ein Menschenalter später die englischenPrärafaeliten, namentlich in seiner Weise Holmcm Hnnt aufnahmen,diese freilich schon angesichts des Niederganges der von Italien be-einflußten Kunst der Könner und Nachempsinder.
Aber Schnorr ging nach Rom und wurde dort in das Treibender um Overbeck und Cornelius Versammelten gezogen, namentlichseit der Fürst Massini, Gemahl einer sächsischen Fürstentochter, denKünstlern den Auftrag gab, drei Zimmer seines Palastes aus-zumalen. Ariost , Dante und Tasso gabeu deu Bilderu deu Gegen-stand. Man studierte fleißig italienisch, um die an Volkstnm undZeit so fremden Dichter verstehen zu lernen; man gab sich unsäg-liche Mühe, echt alt und echt italienisch zu sein, man konnte sichden: Vergleich mit den Loggien Rafaels im Vatikan und mit derganzen erdrückenden Menge von Vorbildern nicht entziehen — undso kam die edle Linie und die große, aber leere Auffassung auch inSchnorrs Kunst. Er wehrte sich tauge, bevor er sich ergab. Aberer erlag vollständig. Die Bilderbibel, in seinen späteren Jahrengeschaffen, zeigt deutlich deu Verfall seiner Kraft. Die Kuust warwieder bei der Komponierfertigkeit des 17. Jahrhunderts angekommen.Nur mit ihm herangewachsene Zeitgenossen konnten glauben, daßan künstlerischem Wert nnd an religiöser Kraft in diesem seichtenWerke der Massenschafferei mehr zu finden sei, als etwa in denBilderbibeln aus der Zeit der Rubensschüler. Nicht anders erginges Schnorr mit seinen Geschichtsbildern. Viel Arme, Beine,Rüstungen, Köpfe von Menschen nnd Pferden, einige Kenntnis derZeitkleidnng und der sonstigen „Aceidenzien". Die furchtbare Kunstdes Komponierens, des Herumwerfens von Menschenleibern aufder Fläche, um diese zu bezwingen, dieser eine Gliederung auf-zulegen; die völlige Beherrschung der Gestalten, so daß sieWachs in der Hand des Bildners, nicht Lebewesen sind, die eigeneDaseinsbedingungen haben: Das ist das Erbe, das von Rafaelund Michelangelo ausgeht. Nicht mit Pietro da Cortona , dereine gewaltige dekorative Kraft hatte, die Schnorr und den Seinengänzlich fehlt, nicht mit den Carracci kann man sie vergleichen, dieauch so viel Eigenes in ihrer Jugendzeit zn geben wußten; sondernnur mit dem Cavaliere d'Arpino und mit Charles Lebrun , den