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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Cornelius in England . Kugler.

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wollte Cornelius bei der Ausschmückung der Parlamentshäuser umRat fragen, man dachte daran, diese deutschen Künstlern zu über-geben. Diese Anerkennung der Überlegenheit der Deutschen wenigstensin der großen geschichtlichen Kunst war nicht bloß von dem IjuugeuPrinzen ausgegangen; sie fand unter den Künstlern selbst vielUnterstützung. Die deutsche Kunst, die, sowie sie realistisch werdenwollte, so viele Anleihen in England machen mußte, war durchdie Waffe, das ihren Stolz ausmachte, durch den Idealismus, aufdem Wege England zu erobern. Der Maler William Dyce , der1839 in München studierte, vorher schou in Rom den Deutschen nahe gestanden hatte, dessen gotischer Stil in der Malerei dieEngländer überraschte, der in seinem Bild l^ie Vii-^in Älotller1845 wie ein Overbeck, in seinen Fresken der Oxforder ^,11 Laints(.'lluroll wie ein Münchener erscheint, der in Schloß Osbornefür den Prinzgemahl im Geiste des deutschen Idealismus allego-rische Bilder schuf, endlich selbst im Parlamentshans Fresken aus-führte er ist der Schildknappe deutscher Kunstbegeisterung inEngland . Nicht minder D. Maclise, der in den Schlachtenbilderndes Parlamentshauses deutsche Formbehandlung und deutschen Inhalt mit der vom Volk geforderten wahrheitlichen Behandlungzu vereinigen suchte. Er kam aus Deutschland , wo er das Freskostudiert hatte. Mau erkauute deutlich diese Herkunft in seineuBilderu, die mir seiner Zeit Ford Madox Brown als die wich-tigsten Bindeglieder zwischen deutschem und dem von ihm zuerstangeregten englischem Prärasaelitentnm bezeichnete. Der Deutsche Jacob Goetzenberger, einst seines Lehrers Cornelius stärksteHoffnung für das Fortblühen seiner Schnle, der in den fünfzigerJahren in London Fresken malte, darf als Mittelsmann nicht ganzübersehen werdeu.

Während Cornelius immer tiefer im Inhalt wurde, die Er-klärer immer leidenschaftlicher darin schwelgten, meldeten sich inDeutschland immer mehr die Stimmen, die zu sagen wagten, daßer kein Künstler, sondern lediglich ein Denker sei.

Franz Kugler begann seit 1848 in seinen nicht von ihm unter-schriebenen Berliner Briefen die Fehde gegen Cornelius. Er stelltehöhnend Berlin , dies Symbol von Hochmut und Selbstgefälligkeit,