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VI. Die historische Schule.
auf dem heilte Wallots Reichshaus steht, damit er ein Schloßfür seine Sammlung und deren vornehmstes Stück, KaulbachsHunueuschlacht, baue.
Kaulbach aber ging nach Italien , um zu sehen, wie ein solchesWerk zu malen, in Farbe umzusetzen sei. Ihm war es zur Über-zeugung geworden, daß der Kartou allein das Bild nicht mache.Dreiunddreißig Jahre alt zog er über die Alpen , um prüfend zulernen. Aber die Venetianer erschienen ihm doch nur als groß-artige Geurcmaler; die Grabfiguren Michelangelos im Depositozu Florenz als manierierteste Gliederverrenkungen: an Rafaelsheiliger Eäeilia in Bologna wurde der Aufbau scharf getadelt,die Farbe bewundert. Mvrelli, der italienische Kunstgelehrte, hatsich darüber hiureicheud lustig gemacht. Dcnu der Aufbau istvon Rafael, die Farbe ganz und gar das Werk des Nestau-rators, der zur Zeit Napoleons I. das Bild von der Tafel aufLeinwand übertrug. Dann, in München , schloß Kaulbach sich iuseiner Werkstätte ein und übte sich im Malen, machte Kopf- undGewandstndien in aller Heimlichkeit; denn ein Meister von Rufdurste von rechtswegen damals nicht mehr studieren, er mußteden Kanon der Kunst schon längst inne haben, srei geworden sein,wie mau das nannte. Und so konnte denn Teichlein, KaulbachsBegleiter, von diesem sagen: Italiens Kunstschätze seien spurlos anihm vorübergegangen. Geschichte müssen wir malen, lehrte Kaulbach,Geschichte ist die Religion unserer Zeit, Geschichte allein ist zeitgemäß!Wozu die Bahnen von Jahrhunderten durchmessend, Altes nach-ahmen? Cornelius hatte ja schon die nationale Sprache in derKunst geschaffen, es galt nur noch, sie weiter auszubilden uud niitihr Großes zu sagen, das, was die Zeit bewegte, waS aus derZeit gebvren war. Auch das Sprachmittel des Malens müssehereingezogen werden in die neudeutsche Knust, aber nicht durchAnlehnung! an die Alten, nicht durch eine neue Renaissance, sonderndurch Einordnung in das Bestehende, das Deutsche, das nur un-serem Volk Eigene, das, wodurch unser Volk in der Kunst daserste der Welt, gleichwertig mit den Athenern und Florentinerngeworden sei.
Kaulbach schuf seine geschichtsphilosophischen Bilder, die