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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Stellung zu den Künstlern.

Angewandte Kunstwissenschaft.

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aufgegeben ist aber die Absicht, durch Kimstgeschichte die Künstlerzu erziehen, wie man wohl einst gehofft hatte. Die Romantikerglaubten Wohl, daß ihnen dies durch ihren Hinweis auf die mittel-alterliche Kunst gelungen sei. Aber ein einwandfreier Zeuge ausjener Zeit, Rumohr, erklärt, daß die jungen römischen Maler von denSchriften der Romantiker wenig Kunde genommen hätten; wie dennüberhaupt, sagt er, der Künstler viel weniger liest, als die Litteraturenanzunehmen geneigt sind. Selbst Friedrich Schlegels Andentungenüber deutsche Kunstwerke in Paris , die 1803 geschrieben wurden,hätten erst auf die durch Widerspruch gereizten Gemüter der Künstlerund wesentlich später Einfluß gehabt. So ist's geblieben. Ge-ärgert haben die Kunstgelehrten die Künstler genug; genützt habensie ihnen wenig.

Freilich, eilte Zeitlang schien die Sache anders, waren dieMaler selbst Kunsthistoriker geworden. Es ist wohl nur ein Zufall,daß keiner von ihnen wie so viele Architekten eine wirklich be-deuteude Stellung im gelehrten Fach einnahm, wie etwa Eastlake,Crowc u. a. in England. Ernst Förster wäre zn nennen. Abereine Nebenwissenschaft wurde von vielen betrieben, die Kostüm-kunde. Hermann Weiß, der Verfasser so wichtiger Werke überdiesen Zweig, entstammt als Maler der Düsseldorfer Schule.Er konnte sich zwar auf vielerlei Vorarbeiten, so namentlich aufdie Italiener und auf zahlreiche Einzeluntersuchungen stützen, aberer gab doch in Text und Bild etwas weit Besseres als seine Vor-gänger. Sein Buch haben die Maler wohl am öftesten von allenKunstgeschichten in Händen gehabt, wenigstens die Geschichtsmaler;nicht weil es gehaltvoller ist als viele andere, sondern weil es dasHandwerkszeug iu bequemer Weise bietet.

Der Ruf nach Wahrheit förderte zunächst das Streben nach

Kenntnis der äußeren Erscheinung vergangener Zeiten. Wie die

Architekten in der Stilkenntnis, in der Fähigkeit alte Formen

nachzuahmen sortschritten, so erlangten die Maler vielerlei Kenntnis

von alten Stoffen, Kleidern, Waffen, Geräten. Das ist gewiß

sehr löblich und nötig, wenn man eine vergangene Zeit darstellen

will, so wie sie war. Die Kostümknnde ist aber keine Kunst,

sonderu eine Wissenschaft. Man kann sie als große Wissenschaft

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