512
in der ich sie grundsätzlich so wenig wie möglich störe, einenSpaziergang ins Freie zu machen. Ich zeigte ihnen dann die blauenNebel, welche Bäume und Wiesen in der Ferne und bis in dieNähe umhüllen, die blau-weißen Lichter auf jedem dem Himmelzugekehrten Blatt, die stumpfe Breite des Tagestones, die, un-gegliederten Farbenmassen iu den Schatten: und es ist mir damitöfter gelungen, einem Freunde die Augen zu öffnen über den Wertder neuen Kunst, als es durch stuudeulanges Streiten vor denBildern möglich gewesen wäre. Und so ging es allgemein.Nach wenig Jahren entsetzte man sich über die hellen Bilder nichtmehr wie früher, klagte nicht mehr fo über den kreidigen Ton.Die Kreide ist aus den Augen der meisten Beschauer gewichen undjetzt sehen sie die Bilder schon als recht farbig an. Diese nun habensich keineswegs geändert, wohl aber that das Schönheitsgefühl derBeschauer einen raschen Sprung nach vorwärts. Was vor kurzemhäßlich war, ist jetzt schön geworden. Wenn sich solche Wandlungenin kurzer Zeit vollziehen, dann sollte man erst recht vorsichtig imUrteil werden.
Menzel hat die Knnst seiner Zeit und ganz Deutschlands mächtig beeinflußt. Aber er hat keine Schule hinterlassen, weil ebendas beste an ihm nicht lehrbar ist. Er ist auch uicht der Malerdes deutscheu Schlachtenruhmes geworden, so wenig wie er späterwieder zum Malen großer Staatshaudlungeu herangezogen wurde.Diese Aufgabe fiel Anton von Werner zu. Nicht deshalb, weildieser andere Berliner Künstler überrage, sondern als Gegensatz zuMenzel muß man den Direktor der königlichen Akademie, den aner-kannten Führer der Berliner Künstlerschaft während langer Jahrenäher betrachten. Man wird Werner nicht gerecht, wenn man ihn bloßim Verhältnis zur heutigen Kunst nimmt. Man darf nicht vergessen,daß er sich als Dekorationsmaler heraufgearbeitet hat in der Luft zu-nächst der Düsseldorfer Schule, wie sie nach Karlsruhe durch Schrödter,seinein Lehrer, und durch Lessing übertragen war. Schrödter,der Mater der Weiulaune, der an seinen Namen anspielend, denKorkzieher zu seinem Malerzeicheu gemacht hatte, war ein gewandter,in stimmungsvoller Behandlung lustiger Geschlechter schwelgenderKünstler. Werners erste künstlerischen Werke, die Aufsehen erregten,