A. v. Werner.
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sind die Zeichnungen zu Viktor Scheffels Dichtungen. ES ist dieselbeweinselige Stimmung, die hier das Wort führt. Eine Romantik,die sich schon ein wenig über sich selbst lustig macht, die eines guteuSchluckes bedarf, um in vollen Gang zu kommen; nicht mehr eineschluchzende, sondern eine angeheiterte Knnst. Werner, der Ge-wandte, rasch Erfassende, machte auch diese mit. Aber in seinenZeichnungen ist im Grunde doch nur Scheffels Schwäche getroffen:Die auf dessen Unsicherheit begründete Selbstironie, die für denDichter menschlich erwärmt, klingt in den Zeichnungen nicht wider.Werner wurde an ihnen kein Schwind. Aber die Maler in Karlsruhe ,der vornehme Schlesier Lessing, der gemütliche Sachse Schrödterwiesen ihm doch den Weg, deutsches Wesen künstlerisch zu erfassen,gaben ihm den Mut, ohne sauertöpfisches Dreinschauen dahin zuschreiten. Er nimmt oder nahm sich doch nicht so erschrecklich ernst,wie die alte Berliner Schule. Er hat sich in Preußen lange gegenden Kommißton gewehrt mit guter Laune und nicht zu unter-drückender Schnellkraft uud Frische. Leider endete diese löblicheThätigkeit mit dem Wachsen seines eigenen Rechts im Befehlennun seinerseits. Er weiß, was man im preußischen Heere unterschneidig sein versteht: Nämlich klares Erkennen dessen, was man inGehorsam- zn thun hat und des Augenblickes, von dem an man nichtmehr zu gehorchen hat. Als das Gegenspiel des starken Gefühles fürPflicht besteht das rasche und sichere Abweisen des Befehles, derfremden Anforderungen, die nicht ans Recht begründet sind. Ein Klugergehorcht, weil er weiß, daß er dadurch dein Ganzen dient; ein Thorläßt sich befehlen von dem, der nichts zu sagen hat, weil durch Be-fehle Unberufener das Ganze in Verwirrung kommen muß. Sohandelt ein schneidiger Preuße, das macht ihn un liebenswürdig,berechnend, beobachtend, zum Widerspruch gereizt, in diesem zumHöhne: Mir hast du nichts zu sagen! Dieser lachend abweisendenArt ist Werner voll. Seine akademischen Reden zeigen sie ebensowie seine Bilder. . Im Grunde sind beide recht flach, haben derWelt nicht viel mitzuteilen, aber Werner malt und plaudert frischdrauf los; im Grunde ist er trotz seinen süddeutschen Erinnerungenohne echte Laune, aber es kommt ihm auf einen Witz nicht an, woandere das Maul in die größten Falten legen würden. Er hat
Gurlitt, 19. Jahrh. 33