Munkaczy, — Israels.
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Welt beschäftigten, kam er nochmals mit jener, die bei Volks-, Kostüm-uno Geschichtskunde sich Rat holte, mit einem bereits abständig ge-wordenen Realismus. Für Liebermann bedeutete sein Unterrichtnicht mehr als eine Vorstufe, aus der herausarbeitend er sich erstselbst fand. Man erkennt in dessen Früharbeiten sehr wohl nochden Kampf gegen das Schwarze iu gewissen unbelebten grauenSchatten, man sieht durch diese hindurch in dem kräftigen Einsetzender Farben Leibls große Meisterschaft. Aber diese Anklängeschwinden mit der Zeit mehr und mehr.
Anders steht es mit einem Künstler, der auf das gauze Schaffen derdeutschen Hellmaler einen tiefen Einfluß hatte, mit Josef Israels.Durch ihn gewann diese Richtung in ihren Anfängen eine durchausholländische Grundfärbung. Der holländische Jude, der in Amster-dam , der Stadt Spinozas, zu einer Malerei kam, die an Reinbrandtmahnt, ohne von ihr entlehnt zu sein, zog den Berliner JudenLiebermann mächtig an. Ein Hellmaler ist Israel freilich nicht: erliebt die Dämmerung, in der man nur mit der Zeit, nachdem dasAuge sich eingewöhnt hat, die Dinge erkennt. Er liebt den Dnnstder Küchen, der engen Bauernstuben, das flimmernde Licht, dasdurch verhängte Fenster fällt. In seinen Bildern steckt ein tiefesMitleid mit den Menschen, jener schlichte Wohlthätigkeitssinn, der dieJuden so oft auszeichnet. Nicht mit behaglichem Lächeln, nicht mitversöhnendem Humor zeigt er die Leideu der Welt, ebensowenig wiein der Absicht anzuklagen, zu entschuldigen, zur Hilfe aufzurufen.Er läßt sie durch sich selbst wirken, durch sorgfältig getreue Wieder-gabe. Dabei ist er aber von tiefem Ernste beseelt, von einer Auf-merksamkeit gegeu die Dinge in der Welt der Erscheinung, die ihnzwingt, dem Nebensächlichsten Beachtung zuzuwenden, das Ein-fachste, Unscheinbare genau zu betrachten. Dadurch wurde er einMaler der Arbeiter, der sie umgebenden Natur, der Seeleute, derdunstreichen holländischen Landschaft. Über allem liegt ein Zug vonSchwermut, von Schwerlebigkeit; nicht Israels ist der schwerlebige,sondern die, welche er darstellt, sind es. Er hat nicht die starke Seeledes Meunier, seines belgischen Nachbar, nicht den Mut der festeuMuskeln, die Willenskraft dessen, der schwere Felsblöcke zu bewegenvermag. Er ist feiner, empfindlicher, malerisch gestimmt, wie