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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Fortschreiten. Ausslellungswesen. Fremde Kunst in Deutschland . 569

Namentlich England bewahrt seine starre Abschließung. Weder derLondoner noch der Edinbnrger Akademie sällt es ein, eine Gegen-einladung zn senden. Die englischen Kunsthändler halten sich sehrzurück; der deutsche Bildermarkt in England ist sehr gering. Selbstals eine deutsche Kunstausstellung in London unter Fritz GnrlittsLeitung abgehalten wurde, haben die englischen Autoritäten keinerleiernstere Keuntnis von ihr genommen. In Deutschland hat mannur über sie geschimpft, jeder darauf, daß Bilder auch der auderenRichtung dort waren. Namentlich Anton von Werner , vor dessen Bildder kaiserlichen Familie man stets einen Kreis ausgelassener Lacherfand, hielt sich für berufen, die Ausstellung für eine Schande zuerklären. Waren doch eine Anzahl Böcklins und ähnlicher Unsinndort zu sehen!

Um so lebhafter war die Anerkennung der Fremden in Deutsch-land , je nach deren Parteistellung. Für die realistischen Maler,wie sie sich aus den niederländischen Anregungen entwickelt hatten,waren die Schotten, die 1891 auf der Münchener Ausstellungzuerst mächtiges Aufsehen erregten, von tiefer Bedeutung. Siebrachten bei streng realistischer Naturauffassung die Farbe ihrerHeimat, jene kraftvolle Tönung, die der Norden bietet. Mansah, daß Freilicht und Hellmalerei nicht notwendig übereinstimme,daß das Programm der Wahrheit weiter gestellt werden müsse.Die Norweger und Schweden , Thaulow, Edelfeldt, Liljesors, Munch,Zorn brachten jeder für sich neue Entdeckungen; man lernte dieFarben nach der Reihe im Regenbogen zerlegen und das Flimmerndes Lichtes schildern. Der Amerikaner Whistler wies ans diePoesie der Farbe und auf die symphonische Wirkung verwandterTöne hin; die Amerikaner und Spanier lehrten die Vollkraft desLichtes auf prickelnden Farben, eine japanische Buntheit, beherrschtdurch Toukraft; der Italiener Segantini führte das Nebeneinander-stellen der Farben vor Augen, um für den Fernstehenden derenMischung zu bewirken, die Belgier brachten zuerst das Auflösen derFläche in farbige Punkte, die sich wieder im Nnge verschmelzen,somit eine Durchdringung zweier Farben, statt einer Mischung zuerzielen. Die Zeit der Versuche begauu. Helle, kräftige Farbeuim weißen Licht; der menschliche Körper in so farbigen Reflexen,