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VIII, Die Kunst aus Eigenen,,
statt ihn unterscheiden zu lehrendes spricht ihn, wenn es gleichden Rauminhalt zu geben vermag, nicht deutlich genug aus. Mareesmacht keine Studienreise, weil er nicht aufhört, eine solche zumacheu. Natur ist überall, Stimmung ist überall, Licht und Farbesind überall. Es heißt nur um sich schauen, Erfahrungen sammelnuud endlich sich so erfüllen mit Erfahrnngen, daß sich innerlichaus diesen Gedanken Bilder Heransgestalten, deren äußerliche Dar-stellung dann die zweite, aber vielleicht nicht minder wichtige Arbeitdes Künstlers wird. Er will also nicht das Bild einer einzelnenErscheinung geben, sondern setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein,die vom Wechsel der Erscheinung uuabhängige Form zu gestalten. Eineinheitliches Bild aus zahlreichen Beobachtungen, die Formenersahrungeines ganzen Lebens verarbeitend, den vollen Gehalt der Daseins-form des Gegenstandes zu suchen, das ist ihm echtes Künstlerwerk.
So schuf auch Marees von innen heraus nicht ein Stückvorhandener Natur; nicht die Abbildung eines litterarischen odergeschichtlichen oder religiösen Gedankens; nicht die Wiederholungeines Natureindrnckes durch die Kunst, sondern Daseinsformen; denlebendigen Menschen in einer lebendigen Natur; den Menschen, dernicht den Zweck hat, etwas Besonderes vorzustellen oder zu be-deuten, sondern der nur lebt; aus der Vorstellung eines typischenMenschentums in Marees Kopf znm gemalten oder gezeichnetenSonderwesen geworden ist. Er drängte den einzelnen Eindruckzurück, um nicht diesen wiederzugeben, sondern aus der Fülle derEindrnckserfahruugeu das Einzelne in ein Verarbeitetes, Allgemeines,Gegliedertes umzubilden. Er wurde zu seinen Entwürfen nichtdurch einen bestimmten Gegenstand angeregt, sondern durch Vor-stellungen, die ihn dauernd, oft sein Leben hindurch beschäftigten.Und diese waren wieder das Ergebnis von Beobachtungsreihen, inwelche die einzelne Erfahrung eingefügt und mit seiner ganzen Naturverschmolzen wurde. So gab er in jedem Bilde nicht nur einenGegenstand, sondern in erster Linie sich selbst; denn er stellte nichtdar, was er irgendwo gesehen hatte, sondern das, was sich aufGrund zahlreicher Beobachtung in ihm aufbaute. Seine Gestaltenhaben nicht die einfache, reale Natur, sondern eine durch den Eigen-willen bewußt vermittelte. Man hat unrecht gethan, Carstens