446 VIII. Innere Medizin und deren Hilfswissenschaften.

noch mit Wehinut der Stunden, wo ihm der alternde Lehrer seineletzte Arbeit über die Addisonsche Krankheit in die Feder diktierte,zu einer Zeit, wo ihm schon der Tod am Herzen nagte, wo ernoch mit zitternder Hand die Litteratur für seine Arbeit zusammen-suchte, aber voll männlichen Mutes dem Tode ins Auge sah, voudem er sich keine Stunde der Arbeit nehmen ließ.

Vergessen von der jungen Generation ist der „alte Gietl!"Franz Xaver von Gietl (1803—1888) hat als langjähriger Leib-arzt des bayerischen Königshauses sich große Verdienste erworben,aber auch als Forscher uud Lehrer darf man ihn nicht übergehen.Seine Studien über die Cholera und über den Typhus entsprechenzwar dem Standpunkte der Zeit, aber sie haben sich doch durchdie Schlüsse, die er aus ihneu ziehen konnte, zu einer Fieberlehrekrystallisiert, die für die damaligen Verhältnisse etwas Nenes war.Orden uud Titel überhäuften deu Mauu, der so vielen Mitgliederndes bayerischen Königshauses ins Grab sehen mußte. — Der gleichen.Zeit entstammt Karl Reinhold A. Wunderlich (1815 — 1877),der berühmte Leipziger Lehrer und Arzt, dessen Konsultativpraxioweit über die Grenzen von Sachsen hinausging. Wir verdankenihm ein „Handbuch der Pathologie und Therapie" (1850),eine „Geschichte der Medizin " (1859) und die Begründungdes „Archives für physiologische Heilkunde". Sein Nach-folger war Ernst Leberecht Wagner (1829—1888), der nns ein„Handbuch der allgemeinen Pathologie" hinterlassen hatund sich ähnlicher Beliebtheit in seinem Wirkungskreise erfreute,wie sein Vorgänger. — Von Felix v. Niemeyer (1820—1871)besitzen wir ein „Lehrbuch der speciellen Pathologie uudTherapie" (1859—1861), das wohl bis zum Ende der 70erJahre in den Händen eines jeden Studenten war und ins Eng-lische, Französische und Italienische übersetzt wurde. Das Buch,das heute noch eine Fundgrube für den Historiker ist, wurdedurch die rasch vorwärtsschreitende Wissenschaft überholt. — DenSchluß der Deutschen möge der Heidelberger Kliniker NikolausFriedreich (1825—1882) machen. Epochemachend war seineArbeit über die „Krankheiten des Herzens" (1861). DasSchicksal wollte es, daß er einer Gefäßkrankheit, nämlich einem