Sechstes Kapitel.
Hygieine.
Ist die Bakteriologie die jüngste der organischen Wissenschaften,so ist die nicht viel altere Hygieine so vielfach von ihr abhängig,daß sie nnr im Zusammenhang mit dieser betrachtet werden kann.Hygieine ist hente ein Wort geworden, das uns von allen Seitenentgegentönt, das vielfach mißbraucht wird, weil der größere Teildes Volkes nicht weiß, zu welcher Höhe die Wissenschaft gediehenist. Hygieine ist aber auch ein Begriff, der all den Dnnkelmännern,deren noch so viele ivtrg, et extra muros in behaglichem Stnmps-sinn vegetieren, einen heillosen Schrecken einjagt, denn sie kehrtmit eisernem Besen aus und leuchtet in die dunkelsten Ecken.
Man kann ihre Geschichte nicht schreiben, ohne in erster Liniedes unsterblichen Pettenkofer zn gedenken, den sie den Vaterder Hygieine nennen. Mögen auch vor und nach ihm ernste Ge-lehrte diese Wissenschaft betrieben haben, die jetzt in voller Blütesteht, er war es, der den ersten Lehrstnhl für Hygieine in Deutsch-land einnahm uud dem das erste staatliche Institut erbaut wurde.Wir werden später sehen, wie gewaltig die Arbeit ist, welche dieHüter der Gesundheitspflege geleistet haben, vor allem aber seider Mann gerühmt, der wie kein anderer es verstanden hat,seine Wissenschaft ans der Gelehrtenstube hinaus in die Weltzu tragen nnd praktisch zu zeigen, was er theoretisch ausgeklügelthatte. Max v. Pettenkofer wnrde als einfacher Leute Kind am19. Dezember 1819 iu Lichtenstein bei Neubnrg a. D. geborenund sollte eigentlich Apotheker werden, aber jugendlicher Übermut