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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Entstehung
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Zwölftes Kapitel.

Botanik.

Wie die Zoologie, so beginnt auch die Botanik mit demuniversellen Linus, dessen Thätigkeit zwar im 18. Jahrhundertliegt, der aber doch so für die beiden Wissenschaften gewirkt hat,daß auf ihn sich die Fortschritte der Neuzeit zurückführen lassen.Schon im Alter von 23 Jahren hielt er botanische Vorlesungenund bekam die Leitung des botanischen Gartens in Lund in seineHand, wo er seine berühmten Werke: Lidliotllsea bots-nica,Olassss plautai'uin und Lienera plantarum" begauu. Bon17411778 war er Professor der Botanik in Upsala. Wenn erauch auf den Schultern seiner Vorgänger stand, so gebührt ihmdoch das Verdienst, daß er das Vorgefundene und Zerstreute inübersichtlicher Weise zusammenfaßte und vor allem die bis znseiner Zeit nicht recht gewürdigte Bedeutung der Staubgefäße fürdas sexuelle Leben erkannte. Sein neues System, daß auf dieZahl, Verwachsung und Gruppierung der Staubgefäße gegründetwar, hatte den unschätzbaren Vorteil, daß es übersichtlich und all-gemein verständlich war; so konnte es kommen, daß seine Nomen-klatur bald überall bekannt wurde und auch angenommen wurde.Sinnes Größe liegt in der Klassifikation der sich darbietendenErscheinungen; ein forschender, untersuchender Geist, der auch eineexperimentelle Ader hatte, war er nicht, so daß Forscher, wie JuliusSachs , durch die Lektüre seiner Schriften den Eindruck gewonnenhaben, als versetzten sie in die Scholastik des Mittelalters. Neben